Freitag, 27. März 2009

The Life and Death of Jeremy Bentham






Dies ist die Folge, in der davon erzählt wird, wie John Locke starb, als Jeremy Bentham zum Leben erweckt wurde und wie Jeremy Bentham starb und als Lebender zurück auf die Insel kam.

Der große Moment perplexer Verwunderung dieser Episode war, als plötzlich mitten in Tunesien Charles Widmore neben John Lockes Krankenbett autauchte. Innerhalb eines Monologs wurden die Zuweisungen von gut und böse auf den Kopf gestellt. Nach vier Staffeln und einem Aha-Moment pro Folge neige ich eh dazu mich nicht mehr festzulegen, was die Intentionen und moralischen Hintergründe einiger Charakter betrifft.

Aber wenn Charles Widmore auf einmal sich selbst, recht plausibel, als Wohltäter und Ben Linus als Ausgeburt der Hölle (nicht, dass ich das je von meiner Liste potentieller "Gründe Für Alles" gestrichen hätte...) darstellt, dann ertappt man sich doch dabei wie man sich von einigen manipulativen Äußerungen der Charaktere und den cleveren Autoren aufs Kreuz hat legen lassen. Diese Lust daran, immer wieder mit der eigenen Orientierung, den Spekulationen und der Auffassung von dem was wahr, richtig, falsch, gelogen, grün, blau, jetzt, gestern, heute, warm, kalt ist auf die Schnauze zu fallen, ist ja das, was unsere Liebe zu Lost ausmacht.

Locke kommt also ähnlich wie Ben Linus mitten in Tunesien zu sich.



Er wird von Widmore, Abaddon und Co ärztlich versorgt und auf seine Mission entsandt, die Oceanic Six an ihren unterschiedlichen Aufenthaltsorten aufzusuchen und sie von der Rückkehr zur Insel zu überzeugen. Locke wird also (im Rollstuhl sitzend, ziemlich genial) von seinem Fahrer Abaddon buchstäblich durch die Welt gefahren, trifft einen aus seiner Schicksalsgemeinde, versucht ihnen gut zuzureden, wird von ihnen abgewiesen, erzählt ihnen, dass er etwas besonderes ist und wird noch mehr abgewiesen. Jedes Mal wenn Locke einmal mehr erzählt, dass er auserwählt oder "special" ist, klingt das zunehmend nach einer Beschwörungsformel und wirkt lächerlicher und unglaubwürdiger. Lockes Reise zu Jack, Sayid und Freunden ist eine Fahrt in die Depression, die in dem Treffen mit Jack ihren Höhe- bzw. Tiefpunkt erfährt.

Natürlich bin ich wieder die Einzige, die die Szene mit Jack Shephard gut fand. Die Gebrochenheit von Shephard und die Traurigkeit des Moments, in dem Locke ihm schöne Grüße von seinem Vater ausrichtet waren große kleine und tragische bedeutende Momente.

Irgendwann legt Locke einen Zwischenstopp bei Walt ein, um nachzusehen ob bei ihm alles in Ordnung ist. Und das wars eigentlich auch schon. Ich kann nur hoffen, dass Walts Darsteller, falls er in der sechsten Staffel nochmal eine größere Rolle spielen sollte, noch ein paar Schauspielstunden zum Geburtstag geschenkt bekommt. Für kurze Zeit dachte ich es ist einfach die ungewohnte Klangfarbe seines post-Stimmbruch Basses. In Wirklichkeit war das einfach schlecht gespielt.

Dass Abaddon in der Folge drauf geht ist wirklich bedauerlich. Auch wenn er langsam anfing seinen mysteriösen Charme (und ich rede hier nicht von der Tatsache, dass ich und viele andere deutsche Zuschauer dachten Bruce Darnell hätte eine Gastrolle ersteigert.) zu verlieren fand ich ihn doch immer noch interessant genug. Entweder kommt er, wie Patchy (?), nie wieder oder wir sehen ihn in der Zombiestaffel wieder.

Die Sache mit Lockes verstorbener großen Liebe scheint ein bisschen faul zu sein. Sagen wir mal so: Es wäre ein Schock, wenn sich herausstellen würde, dass hier niemand belogen wurde und diese Frau tatsächlich dort auf dem Friedhof begraben liegt, so wie es Locke dargeboten wurde.

Und jetzt zum Höhepunkt der Folge: Jeremy Benthams beinahe-Selbstmord, Bens Auftritt und seine schockierende Bestätigung von Widmores Bösewichtsthese. Wahrscheinlich wird Ben zu einem späteren Zeitpunkt behaupten er habe Locke/Bentham nur für einen guten Zweck getötet. Aber im Moment würde ich solch einer Behauptung keinen Glauben schenken. Wie er Locke kaltblütig das Genick brach war wahrscheinlich sein abgründigster Moment in der ganzen Show.

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