Dienstag, 24. Januar 2012

"Moonrise Kingdom" & "The Squid and The Whale"/ "Der Tintenfisch und der Wal"

Eine noch geilere Version von "The Swimming Song" gibt es im Film "The Squid And The Whale" auf die Ohren.

Bis der nächste Film von Wes Anderson "Moonrise Kingdom" im Kino zu sehen sein wird, müssen wir uns ja leider noch ein paar Monate gedulden. (Der imdb nach zu urteilen, gibt es für Deutschland noch keinen Starttermin. Da der Film Mitte Mai allerdings in Frankreich heraus kommen soll, liegt eine zeitnahe deutsche Veröffentlichung nahe.) Mindestens erschien vor ein paar Tagen schonmal ein Trailer, dessen Schauspielerkollissionen (Frances McDormand, Bruce Willis², Bill Murray, Jason Schwartzman, Harvey Keitel + Edward Norton. Zu allem Überfluss dachte ich zu Beginn noch, Charlyne Yi würde auch mitspielen) mich zutiefst erfreuten.



Um die Wartezeit auf den nächsten Wes Anderson-Film zu verkürzen ist es natürlich erst einmal empfehlenswert, sich alle seine bisherigen Filme anzuschauen.

Angefangen bei dem, für mich immer noch nicht ganz zugänglichen³ real-absurden-post-Heist-Film "Bottle Rocket", über die Coming-Of-Age/High School-Komödie-trifft-auf-Harold & Maude/Jason-Schwartzman-Fetisch-Produktion "Rushmore", das zwei-Stunden-Musikvideo-mit-überzeugender-Story "The Royal Tenenbaums", den vielleicht schönen aber mich persönlich überraschenderweise langweilenden "The Life Aquatic", die nette Indienreise in Form von "Darjeeling Limited" und zuletzt der am straffsten durcherzählte Film Andersons, eine fabelhafte, astreine Action-Familien-Komödie und einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre: "The Fantastic Mr. Fox".

Also wenn man sich all diese Filme angeschaut hat und eine innere Leere verspürt, lohnt es, sich dem Werk eines Regisseurs/Autors zu widmen, der meinem Verständnis nach sowas wie Wes Andersons BFFs (im Klartext: Baumbach ist bei einigen Filmen Andersons Produzenten- so wie Schreibpartner) ist: Noah Baumbach.


Baumbachs jüngster Film "Greenberg" wurde durch die Beteiligung von Ben Stiller ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zuteil als einige seiner restlichen Filme. Falls ihr "Greenberg" allerdings noch nicht gesehen und nichts gegen gut erzähltes Kino, das sich gerne mit Verlierertypen befasst, einzuwenden habt, lässt sich der Film auf jeden Fall uneingeschränkt empfehlen.

(Dieser Post hat sich insofern bereits dadurch gelohnt, als dass ich gerade selbst nochmal auf Baumbachs Debütfilm "Kicking & Screaming" gestoßen bin, den ich immer noch nicht gesehen habe. Kommt sofort auf meine "zu sehen"-Liste.)

Ich glaube eine Charakteristik, die die Filme von Baumbach und Anderson verbindet, ist die Annäherung an scheiternde Figuren, für die man immer ein gewisses Maß an Sympathie empfinden kann. Und wenn es nicht Sympathie ist, dann zumindest ein Gefühl von Überlegenheit. Und manchmal sogar Bewunderung. Beziehungsweise holt Anderson gerne mal oberflächlich gesehen und aufgrund ihrer gesellschaftlichen Position potentiell bewundernswerte Figuren durch die Offenlegung ihrer Macken und Spleens von ihren Sockeln.

Jeff Daniels' Figur in Baumbachs Film "The Squid And The Whale" (DIY-Trailer, oben) scheitert vor allem an sich selbst. Und an seiner Ehe. Der Film erzählt einfühlsam, lustig und aufrichtig davon, wie die beiden Söhne (einer davon ist Jesse Eisenberg, Mark Zuckerberg in "The Social Network") des New Yorker Intellektuellenpärchens mit der Trennung ihrer Eltern leben.

Viele Autoren/Produzenten versuchen krampfhaft ihre Filme mit schrägen (auch gerne als "quirky" bezeichneten) Charakteren zu bevölkern. Was zum Problem wird, wenn das die einzige Eigenschaft einer Figur sein soll. Unsicherheiten und Scheitern sind bei Baumbach (und Anderson) allerdings oft nur besonders bedeutungsvolle Aspekte weitaus vielfältigerer Charakterisierungen. "The Squid and the Whale" ist nicht unterhaltsam, weil die Figuren alle "so schön schräg" sind. Sondern, weil wir in ihre breit gefächerten Seelen schauen dürfen und bei dieser Gelegenheit einen Blick auf die dunklen, dämlichen und amüsanten Facetten ihrer Existenz erhaschen können. Baumbachs Film ist lebensnah aber fernab der Klischees, unterhaltsam und kurzweilig.

(Außerdem: William Baldwin als Tennistrainer!)


Man kann "Der Tintenfisch und der Wal" über amazon beziehen. Der Soundtrack ist übrigens auch ein lohnenswerter Erwerb. Unter anderem findet sich dort, wie ich vor ein paar Tagen festgestellt habe, mein momentaner Jam: "The Swimming Song" von Loudon Wainwright III (Rufus Wainwrights Vater).




²Mit sowohl "Moonrise Kingdom" als auch "Looper", dem neuen vielversprechenden Zeitreise-Film von Rian Johnson (Brick, Brothers Bloom) sieht 2012 für Fans von Bruce -sind wir das nicht alle?- überraschend rosig aus.

³Bisher langweilt mich Bottle Rocket so sehr, dass ich auch beim zweiten Versuch, den Film immer noch nicht zuende geschaut habe.