Freitag, 26. November 2010

Ein Haus am Meer

Dieses Foto gehört Dennis O'Rorke.


Am äußersten Rand des Sutro Heights Parks in San Francisco (gleich neben dem Stadtviertel Richmond) wurde 1868 das Cliff House, ein riesiges Hotel im viktorianischen Stil, auf die letzten paar Meter Fels Kaliforniens gequetscht.
Die Fotografien aus der Frühzeit des Hotels kann man sich auf der Internetseite des Cliff House Projects angucken.

Es gibt nur wenige Dinge, die mir so geheimnisvoll erscheinen wie alte schwarz-weiß Fotografien. Vielleicht ist es die Körnung des Bildes, oder die Einfärbung einer bunten HD-Welt in Schattierungen von schwarz und weiß. Vielleicht ist es auch die Ästhetik und Mode einer anderen Zeit. All die kleinen Sonderlichkeiten lassen auf jeden Fall darauf schließen, dass das, was ich dort sehe einer Fantasie oder einer Parallelwelt entspringt.

Und dann die übliche Anschlussfrage. Wie werden "Fotos" in 100 Jahren aussehen? Und werden unsere Bilder auch so fantastisch erscheinen?

Mittwoch, 17. November 2010

"It's hard to keep a Tambourine a secret"



Das Tiny Desk Concert von Sean Lennon & Charlotte Kemp-Muhl (Ghost Of A Saber Tooth Tiger) begleitet mich jetzt schon den ganzen Tag. Die Musik von The Goastt ist nichts grundsätzlich Neues aber irgendwie hab ich mich erstens in Sean Lennon und Charlotte Kemp-Muhl selbst verliebt, die hier so liebenswert rüberkommen, und zweitens Gefallen gefunden an dem Song DARK MATTER, WHITE NOISE.

Leider find ich nirgendwo im www den kompletten Text. Aber die Zeile "Wake me in a thousand years, when computer can shed tears" steht glaube ich ganz gut für die anderen phantastischen Zeilen des Liedes.

Außerdem: Klingt der Refrain wie der von Space Oddity oder hab ich was auf den Ohren?

Den akustischen Aspekt (das Album heißt ja Acoustic Sessions) finde ich wirklich bezaubernd. Nicht in theoretischer Hinsicht oder weil ich in einer Waldhütte wohne und Briefbomben an Informatiker schicke. Der Klang den SL und CKM erzeugen, ist tatsächlich innig, elaboriert und die perfekte Begleitung der interessanten Texte.

Vor ein paar Jahren bin ich mal auf frühere Songs von Sean Lennon gestoßen. Dead Meat, Into The Sun usw. Damals war ich ein kleines Bisschen enttäuscht. Die Lieder schienen mir irgendwie langweilig und zu gewöhnlich. Bei den Songs von The GOASTT ist nun dieses Stückchen Inspiration dabei, das die Lieder zu etwas Besonderem macht.


Hier gehts zu Ghost Of A Saber Tooth Tigers offizielle Seite.

BORED TO DEATH Losung des Tages




"You know I never thought I'd be in a graveyard in a spa-robe talking to a beautiful transvestite in the moonlight."

(Ray in ESCAPE FROM THE CASTLE!)




Sonntag, 14. November 2010

Morgen (Alpha 0,7)


Ich will ja nicht immer gleich an allem rum meckern. Aber wäre es nicht ganz nett wenn es bei einem TRIMEDIALEN OMG-SIND-WIR-FORTSCHRITTLICH-ODER-WAS? Projekt auch Trailer gäbe, die sich einbetten ließen.

Aber mal von vorne. Die ARD hat ein Science-Fiction-Projekt, namens Alpha 0,7 produziert. Ich finde diese Information alleine hat schon etwas Endzeitliches. Diesmal sieht es sogar stark danach aus, dass ein Budget für echte Kulissen vorhanden gewesen ist. Ausgehend von der Serie erstreckt sich die Erzählung außerdem noch über das Radio und Internet, was die Produktion zu einem tri- oder auch transmedialen Projekt macht.

Transmedia ist ein Trend im globalen Unterhaltungsgeschäft, allen voran natürlich in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. In dem Magazin WIRED erschien im Sommer ein Artikel, der erklärt um was es bei Transmedia geht. Inzwischen gibt es ganze Produktionsfirmen, die sich auf Transmedia spezialisiert haben und narrative Konzepte entwerfen, die sich gleichzeitig in allen nur erdenklichen medialen Kanälen abspielen. Die frühen Formen von Transmedia waren, wenn ich das richtig verstehe auch die Alternative Reality Games, die ich in diesem Post über J.J.Abrams schonmal kurz erwähnt habe.

Dieses Erlebnis damals war ziemlich magisch. (Für mich als 15-jährige.) Transmedia hat viele Facetten. Neben der Tatsache, dass sich wahrscheinlich ein großer Scheißhaufen voll Geld (Comics, Smartphones, Computerspiele, Filme, Serien, sind nur ein Teil der Plattformen, die benutzt werden) damit machen lässt ist es auch eine ernsthafte künstlerische Herausforderung. Mal davon abgesehen, dass man sicherlich ein paar Worte aus Theater- und Texttheorien über die Interaktion oder die Einbeziehung des Publikums oder die Universalität des TEXTS dazu verlieren könnte. Aber lest euch zum Einstieg einfach mal den Wired-Artikel oder auch diesen Link durch.

Aber zurück zu Alpha 0,7.
Ist dieser Titel beknackt oder was?* Natürlich hat noch kein grauenvoller Titel eine Science-Fiction-Serie davon abgehalten absolut großartig zu sein.
Die Bilder und der Trailer sehen recht interessant aus. Ich hoffe (aufgrund früherer Erfahrungen mit deutscher Fernseh-Science-Fiction), dass es nicht zu überladen ist mit mahnender gesellschaftskritischer Thematik sondern auch gute Geschichten erzählt.**
Das wäre mal was.

Die Serie läuft sonntags um 22.40 Uhr im SWR. Eine Auflistung der nächsten Sendetermine und weitere Infos zur Serie gibt es hier. Ich werde gleich mal einschalten.

*Meine erste Assoziation:


** Apropos: Die Geschichte spielt im Jahr 2017 und es geht (erinnernd an Philip K. Dick/Minority Report) um den Plan der Regierung durch eine pre-crime-Abteilung (ich erspare mir Kommentare über deja-vus und so) Verbrecher (jetzt wirds orgineller) anhand eines Gehirnscans vorzeitig zu erkennen und zu therapieren. Ein paar junge Menschen bilden wohl eine Widerstandsallianz gegen dieses Unterfangen (ist irgendwie oft bei deutschen Sci-Fi-Plots so oder?.

Heute (Broder)

Heute Abend läuft wieder um 23.30 Uhr (für alle die nicht so oft spät abends ARD gucken, das bedeutet, dass die Serie bestimmt nicht vor 23.45 anfängt) die zweite (von fünf) Folgen ENTWEDER BRODER. In der, ich würde mal sagen, (Real)-Satire-Serie geht Henryk M. Broder mit Hamed Abdel-Samad auf (wie es passend im Untertitel der Serie steht) Deutschlandsafari.

Die zwei Provokateure/Journalisten fahren in ihrem gepimpten Volvo namens Kurt zu bedeutsamen, identitätsbildenden und historisch relevanten deutschen Orten (die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau und die dortige Cafeteria) und Menschen (in der ersten Folge: NPR-Parteimitglieder, Ex-Stasi-Angehörige). Ganz im kulturanthropologischen Sinne entdecken sie in überraschender Manier das Fremde im vermeintlich Vertrauten.

Hier der aufschlussreiche und lustige Auftritt Abdel-Samads und Broders bei Harald Schmidt:



Ich fand die erste Folge (die übrigens auch bei youtube zu sehen ist) sehr sehr sehr sehr gut.
Wie auch bei seinen sonstigen Auftritten auf unseren Bildschirmen (und hin und wieder auch bei seinen printmedialen Unternehmungen) labert Broder, wie ein nach Aufmerksamkeit lechzender 16-jähriger*, einfach so viel verqueres provozierendes Zeug durcheinander, dass hin- und wieder tatsächlich wahre und interessante Aussagen entstehen.

Was die Serie funktionstüchtig macht ist die leicht ironisierende Inszenierung. Bspw. in der Ästhetik des Volvos, in dem die zwei durch die Gegend fahren. Die erotisch, hedonistisch, intellektuell und sonstwie aufgeladene Symbolik des Autos zeigt, dass man sich der widersprüchlichen und oft nicht ernst zu nehmenden Ausstrahlung Broders vollkommen bewusst, was ich herrlich finde. Broder tritt hier (zum Glück) nicht als Journalist auf. Seine Figur ist die des leicht durchgeknallten Provokateurs und Unterhalters mit einem interessanten und festen Standpunkt. (Also eigentlich so, wie man ihn sonst auch erlebt.) Außerdem wurde mit Hamed Abdel-Samad Broder eine Figur gegenüber gestellt, die den verrückten Äußerungen und Ideen ein bisschen Normalität und Vernunft entgegensetzt und vielleicht auch zu einer Art Publikums-Proxy wird.

Ich hatte den Eindruck, dass die Show stark gescripted ist. Vielleicht redet Abdel-Samad (der übrigens in vielerlei Hinsicht ähnlich wie Broder erfrischend Denk und Meinungskonventionen durchbricht) einfach manchmal so als ob er einen Text auswendig gelernt hätte aber in insbesondere einer Szene schien mir der Text doch irgendwie ziemlich deutlich "wiedergegeben" zu werden.

Auch das Ende der letzten Folge: Broders Auftritt als Holokaustmahnmal-Stehle und Abdel-Samads Ansage, dass er bei solchen Dingen nicht mehr mitmache folgte klar einer narrativen Struktur. Dieses fiktionalisierte Konzept, das aber trotzdem noch genügend Raum für Situationen schockierender Realität lässt ist deshalb so großartig, weil es der Serie sehr viel mehr interessantere satirische Szenen und Botschaften ermöglicht als das ein normales Reportage-Format getan hätte. Und es ist so herrlich undeutsch (oh je, dieses Wort, ich hab jetzt schon bereut, dass ich es geschrieben hab. Aber es bleibt stehn, mir fällt nichts Besseres ein) und untypisch wie Broder und Abdel-Samad selbst.

*OMG, ich hatte gerade die krasseste Erinnerung an einen amüsanten ehemaligen Jahrgangskollegen, der meinen POWI und Reli-Kursen immer einen Hauch Broderischen Unsinns verlieh.

Samstag, 13. November 2010

Gestern (Bella)

War das der traurigste BELLA BLOCK aller Zeiten heute Abend? Oder waren es die traurigsten 90 Minuten des ZDF?
Das Drehbuch von Susanne Schneider spielte gerissen und irgendwie niederträchtig mit meinem Mitgefühl für und dem Misstrauen gegenüber dem Tatverdächtigen, den Bella Block in Schweden intim observiert.

Vielleicht war es auch einfach nur niederträchtig Rolf Lassgard in der Rolle des Schweden zu casten, der verdächtig wird seine Frau vor einigen Jahren umgebracht zu haben. Wer nicht mit Andersson verzweifelte als er die Bilder seiner Frau von seinem Glaskastenbüro entfernte, hat wahrscheinlich kein Herz. (Oder ist kein Plotlegastheniker wie ich und hatte die Geschichte bereits durchschaut.) Das Weiche und die Menschlichkeit in Anderssons Gesicht, seinen Blicken und wenn er Bella eine Blüte aus dem Haar pflückte waren Momente, die mich auf den Pfad der Gutgläubigkeit leiteten.

Hannelore Hogers Spiel war faszinierend, überraschend und ging unter die Haut. Das ist zwar immer so wenn Hoger Bella Block spielt aber es ist immer wieder neu unterhaltsam.

(Achtung, Spoiler)

Mich nervt in (deutschen Fernseh-) Krimis wie oft die Missbrauchsgeschichte eines Täters und seine frühere Opfer-Existenz fast schon faul als Tatmotiv in Drehbüchern eingesetzt wird, weil dem Autor gerade nichts besseres eingefallen ist. Die Tatsache, dass Gewalt oft zu mehr Gewalt führt und eine eigene Missbrauchsgeschichte desöfteren in einem gestörten Umgang mit Sexualität mündet ist unumgänglich. Von einer Geschichte verlange ich jedoch, dass solche psychologischen Fakten klug verpackt und fantasievoll erzählt werden. Möchte man tatsächlich eine pessimistische Geschichte über den nicht durchbrechbaren Kreislauf von Gewalt erzählen? Oder war das gerade die beste Möglichkeit einen Täter mit Motiv zu skizzieren?

Anderssons Erfahrungen und seine Gewalttätigkeit schienen allerdings in all ihrer Schrecklichkeit und Traurigkeit erzählerisch plausibel und hatte eine dramatische und emotionale Tiefe. Außerdem wurde der Spannungsbogen um die Schuld des Verdächtigen sehr gekonnt bis zum Schluss aufrecht erhalten.
 Der Film schaffte es mit einer überzeugend vielschichten Performance Larssgards und  vielen Szenen in denen wir ihn beobachten und uns über ihn wundern durften eine Ambivalenz und Spannung zu generieren, die den Abgrund dieser Figur immer wieder aufblitzen lässt aber nie vorweg nimmt. Das war ziemlich kunstvoll und unterhaltsam.

(Jeff Goldblum + Biz Markie ) x The Roots = groovy bliss




Dies ist sicherlich einer der bewegendsten Auftritte von Jeff Goldblum seit er 2009 in Neuseeland von einem Kliff stürzte und verschied.

Via Badassdigest & movieline & a Planet called Earth made of Particles of Awesome.

Samstag, 6. November 2010