Montag, 26. Juli 2010

Ankommen


[FÜR DEN LINK ZU JOSH FRIEDMANS BLOGEINTRAG ÜBER DIE PROSTITUIERTE, DIE IHM VON SEINEM BÜRO ANRIEF BITTE NACH UNTEN SCROLLEN!]

Je rasanter sich die Zeit im Zeltlager dem Ende zuneigt, desto häufiger taucht in Gesprächen die Frage danach auf, was man als erstes tun wird sobald man zuhause angekommen ist.

Den ganzen Tag draußen zu verbringen, Luft zu atmen, die sich nicht so verbraucht anfühlt wie die in Städten und Dörfern, abends abgefahrene Sternschnuppen sehen, um ein Lagerfeuer sitzen, mit lustigen und interessanten Kindern zusammen sein, sich übers Kacken und Pinkeln unterhalten als wären es olympische Disziplinen. Dieses Leben hat seine Reize. Aber irgendwann sehnt man sich auch wieder danach ein Bad ganz für sich allein zu haben, im Internet zu surfen, das Geschirr ungespült stehen zu lassen, einkaufen zu gehen (nur für sich selbst) Zeit haben um zu lesen, allein zu sein und sich über etwas anderes zu unterhalten als über Pipi und Kacka.


Letztenendes habe ich wenn ich aus dem Zeltlager komme erstens das Bedürfnis andere Menschen mit den lustigsten Begebenheiten der 11 Tage zuzuquatschen, und zweitens den Wunsch einfach nur ein schönes sauberes Klo zu benutzen, lange und ausgiebig zu Duschen ohne von Kindern vollgelabert zu werden und dann einfach nur alleine zu sein und meinen Eindrücken nachzugehen.

Und irgendwo zwischendrinnen is natürlich Emails checken und online gehen angesagt. Zu dem schon gewohnten Gefühl leichten Desinteresses an Seiten, die ich sonst fast tägliche durchsehe gesellte sich in diesem Jahr ein Gefühl leichter Überforderung. Was soll ich mit 300 neuen Statusmeldungen auf Facebook anfangen? Und interessiert mich eigentlich was irgendwelche Schmocks so twittern? Eigentlich nicht.

Am Freitag bemerkte ich recht schnell, dass Josh Friedman (Schöpfer der Sarah Connor-Cronicles-Fernsehserie und Blogger Extraordinaire) seinen jährlichen Blogeintrag gepostet hat. Während mir alles andere, auf das ich so im Internet stieß vorkam wie ein großer brauner uninteressanter Brei, der nach gebrauchten Zeltplanen riecht, war Friedmans Artikel eine großartige Verbindung eines wahren abgefuckten Erlebnisses - das Werner Herzog stolz machen würde - mit den Problemen, die ein ambitionierter Autor auf dem Fernsehmarkt hat.

Vielleicht gebt ihr einen Scheiß auf die Fernsehindustrie. Aber die Geschichte mit der Prostituierten, die Friedman nachts aus seinem eigenen Büro anruft ist zu gut um ungelesen zu bleiben:

SLEDGEHAMMER AND WHORE
auf hucksblog.blogspot.com

Donnerstag, 8. Juli 2010



Nicht nur THE LIVES OF PIPPA LEE (die Verfilmung eines guten Romans von Rebecca Miller, Tochter von Arthur Miller, Mutter von Daniel Day Lewis' Kindern und Regisseurin der Adaption ihres eigenen Romans) ist inzwischen in unseren Kinos angekommen. (Yay!) Heute läuft auch PLEASE GIVE von Nicole Holofcenter an, über den ich hier vor zwei Monaten schonmal geschrieben habe.

Dept. of There Will Be Blood



http://dokumentation.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,1021587_idDispatch:9750163,00.html?dr=1

1. Diese Reportage über die Zerstörung des Regenwaldes durch Erdölförderung (unter anderem durch die WestLB) in Ecuador ist super-brisant und interessant.
2. Sie wurde heute, Donnerstag, um halb eins nachts gesendet. WTF, ZDF?!
3. Wenigstens ist sie im Internet zu sehn. Also, ab zur Seite des ZDF, die ja sowas von 2006-mäßig aufgebaut ist. Im Ernst. Warum gibt es keine direkte Möglichkeit die Doku auf facebook zu posten? Darüber hinaus dauert die Reportage (die vll. ursprünglich eine Dokumentation ist?) nur 30 Minuten. Aber wenigstens etwas: http://dokumentation.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,1021587_idDispatch:9750163,00.html?dr=1


Mittwoch, 7. Juli 2010

Retro Galactica

Als ich irgendwann mal zu frustriert war von dem Enttäuschungspotential großer Sportereignisse dachte ich mir "hey" (genau in diesem Wortlaut, jaja, ich kann mich genau erinnern) "bei Filmen und Geschichten ist das viel besser, da ist die Dramaturgie vorerzählt. Dem Film kann ich vertrauen. Da kann ich mich zurücklehnen. Und auch wenn ich zum Schluss tränenüberflutet vor der Kiste sitze fühle ich mich doch irgendwie kathartisch gereinigt"

Ach ja, die Naivität der Jugend. Das stimmt natürlich alles nicht so ganz. Denn mit der Katharsis oder dem gelungenen Ende klappt es nur wenn die Geschichte eben auch wirklich gut ist. (Bzw. auch noch meinen Geschmack trifft.) Und je mehr Geschichten ich sehe und lese desto höher schätze ich die Leistung ein überhaupt gute Ideen zu entwickeln und zu einer unterhaltsamen Erzählungen zu formen.

Dafür wie das Vertrauen in Erzählungen und Figuren schwinden kann gibt es viele prominente Beispiele. Fernsehserien befinden sich durch ihre langen Laufzeiten und schwierigen Produktionsbedingungen ganz besonders in der Risikogruppe. (Wahrscheinlich hat sich das Sprichwort "...jumped the shark" nicht ohne Grund entwickelt. Die Redewendung hat ihren Ursprung in der Reaktion auf die Serie Happy Days, in der Schauspieler Henry Winkler in seiner Rolle als Fonzie auf Wasserski über einen Hai sprang. Der Ausdruck wird auf all die Situationen angewendet in denen Serien angeblich aufhörten gut zu sein.)



Naja, auf jeden Fall würde ich weder bei Battlestar Galactica noch im Fall von Lost von übersprungenen Haifischen sprechen.
Allerdings ist es eben superschwer diesen langen industriell gefertigten epischen Erzählungen großartige Enden zu verpassen, die den Geschichten selbst irgendwie gerecht werden.

Battlestar Galactica hatte auch so seine Probleme auf den letzten Metern und es gab so zwei drei Momente in der letzten Staffel, die mich wirklich fast verzweifeln ließen. Aber das Finale war doch befriedigend. Im Moment laufen die letzten Folgen vor dem Finale jeden Mittwoch Abend auf RTL II.

Hier die Worte aus dem letzten Jahr zur heute erstmals im normalen deutschen Fernsehen laufenden vor-vor-vor-vor-letzten Battlestar Galactica-Folge DEADLOCK (auf Deutsch: Systemblockade).

Montag, 5. Juli 2010

Mayflowers. Moonlandings. & Battered Souls.

The Colbert ReportMon - Thurs 11:30pm / 10:30c
Paul Simon Pt. 2
www.colbertnation.com
Colbert Report Full EpisodesPolitical HumorFox News


Ich liebe dieses Lied. Ich hörte es vor fast zwei Jahren, in genau dieser Aufnahme und jener Sendung im Herbst 2008 zum ersten Mal als die Wirtschaft in neue Rekordtiefen fiel, viele Amerikaner -und was solls, Leute auf der ganzen Welt- arbeitslos wurden und der Präsidentschaftswahlkampf in den USA auf ein unbekanntes dramatisches Ende zulief.

Die von J.S. Bach inspirierte Melodie*. Der Amerika auf den Punkt bringende Text. All die Zustände des amerikanischen Traums, der in lebendigen Bildern vor uns abgespielt wird: Die fast schon mythologische Entdeckung neuer Welten, die innere Leere ausgebrannter Rädchen im Getriebe, moralisches Versagen im Großen wie im Kleinen und die irgendwie resignierende, vielleicht auch hoffnungsvolle Aussicht darauf, dass alles gut wird.

Der Trick an der ganzen Amerikasache ist wahrscheinlich, dass sich auch in Songs wie diesem jeder wieder finden kann. Oder will. Wieso sollte man nicht die Mondlandung und Entdeckung Amerikas irgendwie auf sich selbst beziehen...

Bevor es zu peinlich wird will ich nochmal auf Andy Whitman verweisen, dessen Worte aus einer Kolumne zu Paul Simons vielleicht großartigstem Lied, besser als ich etwas von der Größe und Schönheit dieses Songs erzählen können:



>>We cross the oceans and send rockets hurtling to the moon, planting our flag on whatever scrap of rock we can find, claiming the land and its allegiance as our own. But it is not our own. We are misfits and strangers here, still apt to be blown away by winds or bullets, always voyaging, never able to escape from ourselves or the inevitability of our demise. And there are days when it appears we have learned nothing, least of all how to love. Just turn on the news. Or take a look at my heart. I think of the words I have spattered this year like bullets, fired willy-nilly out of anger, arrogance, stupidity, even naivete, always amazed that the gun goes off when I pull the trigger, always slightly stunned when that smell in the air turns out to be gunpowder and not the sweet perfume of the roses I scatter in my mind. It is the shock of recognition, the one clear moment that comes only when all the distractions and entertainments have faded, when there are no more excuses, when the mirror reflects back our true image. What can you do? In my case, you pray. And you play the single greatest song of a singularly great American songwriter. You shut up and listen. Some nights that’s the best thing you can do.<<
Das ist ein Auszug aus Whitmans Kolumne und Blogeintrag von 2005, den man unbedingt in voller Länge lesen sollte.



* http://andywhitman.blogspot.com/2005/09/paul-simon-pondering-american-tune.html

Samstag, 3. Juli 2010

Kleinigkeiten #4

° CATALOG LIVING ist ein superwitziges Projekt von Molly Erdman, die es auf ihrer eigenen Seite mit folgenden Worten beschreibt: >>One day I was casually flipping through a West Elm furniture catalog and realized how ridiculous the decor was in many of the photos. The result is this: http://catalogliving.tumblr.com/<<


° Die großartige und bezaubernde Charlyne Yi (Comedian, Filmemacherin, Schauspielerin, Autorin, Youtuberin, Songwritesse) im Interview mit Sheila Heti für Dave Eggers Magazin THE BELIEVER.


° Es gibt Blogs auf denen man gerade mal zwei-drei posts überfliegen muss um nach wenigen Minuten eine verrückte Sympathie für den Blogger zu entwickelt. Das ging mir gestern Abend so, als ich auf dem Blog von Autorin EA Hanks landete.
Elizabeth Hanks hat eine ehrliche Haltung, hinter der eine vernünftige und gesunde Abgeklärtheit zum Vorschein kommt. Ihr Humor und ihr Witz sind unschlagbar.

[Der, die, das Blog IMPUDENT WAYS von EA Hanks]


° Ich las "BLADE RUNNER" in einem von Brian Lee O'Malley tweets und war am Haken: http://www.myspace.com/policeacademy666 . Ganz nett.

Freitag, 2. Juli 2010

Heute Abend lief auf MDR Thüringen eine Sendung namens DIE SHOW FÜR ALTE MAUERN.
Hier ist der Beweis.

Das wollte ich nur mal loswerden. Gute Nacht.