Mittwoch, 26. September 2012





Träumte vergangene Nacht davon mich mit Freunden auf einen langen Flug in ein Land voller Abenteuer und interessanter Menschen zu begeben. Am Flughafen merkte ich, dass ich meinen Reisepass zuhause vergessen hatte und erinnerte mich daran, dass mein Personalausweis abgelaufen war. Letzteres stimmt tatsächlich.
Woher kam der Traum? Aus eine banalen Erinnerung an eine Formalität, die noch zu erledigen ist? Sehnsucht nach Weite, Neuem und Abenteuer und das tief sitzende Wissen darum hier im Alten bleiben zu müssen? Sollte morgen Früh endlich den neuen Ausweis beantragen.

Montag, 24. September 2012

Nur ein Klang

Last Night



Manchmal fallen mein Voyeurismus und ich Menschen zum Opfer, die wir zufällig irgendwo auf dem Weg vom morgendlichen Emails-Beantworten zum Durchforsten schicker und Gedanken bewegender Bilder und Worte antreffen. So geschehen mit Jillian Lukiwski, die als Silberschmidin in Idaho und Washington lebt. Was der Film über sie weiter unten eher weniger zeigt, wird in ihren Fotos, die sie auf flickr veröffentlicht um so deutlicher: Sie lebt inmitten von unfassbar großen, scheinbar unberührten Bergen, Wiesen und Wäldern.

Jillian Lukiwskis Fotos sind ein einziger realer stilisierter Traum, dessen Leuchtkraft einen manchmal selbst in ein warmes orangenes von Rauchfahnen eingefärbtes Abendlicht taucht. Ähnliches gilt übrigens für ihren Blog, der wirklich als echtes Tagebuch funktioniert. Die Beschreibungen ihres Innens und Außens sind voller Pathos, reißen mit und lassen mich meistens in einem Glücksgefühl zurück. Hier gibt es einen komplexeren Zusammenhang zu den oft einfach nur schönen und gefälligen Fotos.  Super interessant für heimliche Voyeure, Menschenbewunderer und nach Lebensentwürfen suchende...




A s s o z i a t i o n e n: 

~Jillians Schmuck ist wirklich wunderhübsch gearbeitet, wenn auch den Handwerksstunden dahinter und den wertvollen Materialien entsprechend teuer. Das erinnert mich, eher als Gegensatz denn als Ähnlichkeit, an das neue Nebenprojekt meiner Schulfreundin Ricarda Schelzke, die hier ihren selbstgemachten Schmuck vertreibt. Gegensatz, weil Ricardas bearbeitete Formen und Konstellationen in ihrer Schlichtheit eher elegant industrialistisch als organisch verspielt wirken. Ich bewunder vor allem, dass Ricarda neben allen anderen Projekten in ihrem Leben auch noch dieses gestemmt hat.

~ Erneut: Ein Hinweis auf die NPR-Story "My Grandson, the rock.", in der der Bedeutungszusammenhang zwischen Mineralien und menschlichem Leben wissenschaftlich und an Metaphysik grenzend ausgemalt wird. Erleuchtend und bezaubernd zugleich.

~Jilians Lebensweise, in die Natur hineingepflanzt, erinnert mich an die Wohnsituation der Cellistin/Komponistin Zoe Keating, deren Haus in den Redwoods steht, die aber buchstäblich die Tage (übermorgen in Dresden) in Deutschland unterwegs ist um ein paar Konzerte zu geben. Auf der anderen Seite des Links kann man sich auch ausgiebig in ihre Musik vertiefen.

Wahlen beobachten



Der Bericht aus der letzten Tagesthemen-Sendung über die "Parlamentswahl" in Weißrussland wäre sehr lustig gewesen, wären die Umstände nicht so traurig. Der Pfeil verdeutlicht den Aufenthaltsort der Wahlbeobachter. Die buchstäbliche Banalität demokratischer Kontrollstrategien hat mich auch verblüfft. Zu späterem Zeitpunkt gewährt uns die nette Wahlleiterin auch einen Blick ins Wahlballett nebenan, wo weißrussische Kinder eine Version von Riverdance zum Besten geben. Das erinnert mich: Markus Lanz interviewt im ZDF in der US-Wahlnacht Politiker.

Ich hätte das Tagesthemen-Video gerne eingebettet. Geht aber nicht. Wie ich vor kurzem schonmal geschrieben habe. Ich könnte allerdings den Ausschnitt per Download-Button runterladen und dann neu hochladen. Ja. Gute Nacht.

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1185740.html

Montag, 17. September 2012




 Bedenkt, dass jetzt um diese Zeit, der Mond die Stadt erreicht.
Für eine kleine Ewigkeit sein Milchgebiss uns zeigt.
Bedenkt, dass hinter ihm ein Himmel ist,
den man nicht definieren kann.
Vielleicht kommt jetzt um diese Zeit
ein Mensch dort oben an.
Und umgekehrt wird jetzt vielleicht
ein Träumer in die Welt gesetzt.
Und manche Mutter hat erfahren,
dass ihre Kinder nicht die besten waren.
Bedenkt auch, dass ihr Wasser habt und Brot,
dass Unglück auf der Straße droht,
für die, die weder Tisch noch Stühle haben
und mit der Not die Tugend auch begraben.
Bedenkt, dass mancher sich betrinkt,
weil ihm das Leben nicht gelingt,
dass mancher lacht, weil er nicht weinen kann.
Dem einen sieht man's an, dem andern nicht.
Bedenkt, wie schnell man oft ein Urteil spricht.
Und dass gefoltert wird, das sollt ihr auch bedenken.
Gewiss ein heißes Eisen, ich wollte niemand kränken,
doch werden Bajonette jetzt gezählt und wenn eins fehlt,
es könnte einen Menschen retten,
der jetzt um diese Zeit in eurer Mitte sitzt,
von Gleichgesinnten noch geschützt.
Wenn ihr dies alles wollt bedenken,
dann will ich gern den Hut, den ich nicht habe, schwenken.
Die Frage ist,
sollen wir sie lieben, diese Welt?
Sollen wir sie lieben?
Ich möchte sagen, wir wollen es üben.

Hanns Dieter Hüsch aus: Das Schwere leicht gesagt