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Sonntag, 10. Mai 2009
Some like it Hoth - Lost S05E13
"Some Like It Hoth" ist eine von den Folgen, in denen mächtig das Erzähltempo herausgenommen wird, um einem der fünfzigtausend Lebenden und Toten, die bei Lost zu den Protagonisten zählen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In diesem Fall ist das Miles, auch unbekannt als der Psychologe aus Noah Baumbachs The Squid And The Whale, der vor ca. zwei Staffeln als eine Art Cole Sear auf die Insel kam.
Während Miles' Familiengeschichte näher beleuchtet wird und wir in Rückblenden Ausschnitte seiner Kindheit und Jugend sehen, wird einem Dharmaproletarier die Zahnfüllug durchs Gehirn gepustet. Außerdem droht Sawyers Status in der Dharmainitiative durch diesen leicht durchgeknallten Dharmahausmeister und ein verräterisches Videoband Geschichte zu werden. Ach ja, und dann ist da noch diese Sache mit der Seriennummer und dem Hatch, aus dem obigen Clip. Und die Frage nach dem, was im Schatten der Statue liegt.
Dass bei diesen Folgen immer noch die ein oder andere schockierende Szene mit dabei ist und die neuen Enthüllungen über die spezielle Figur auch den Plot gut voranbringen, spricht -würde ich mal sagen- eher für als gegen diese Serie.
Miles Flashbacks waren recht interessant.Aber es bleibt zu bemerken, dass während die Väter bei Lost fast ausschließlich der Grund für die Traumata der Protagonisten sind, die Mütter hauptsächlich durch diverse Krankheiten dahin gerafft werden.
Die Szene, in der Miles von den Statueverschwörern in den Van gezogen wird fand ich äußerst cool und überraschend. Handelt es sich hier etwa um eine Gruppe väterloser Inselkindern, die ihren Vater irgendwann mal auf der Insel zurücklassen mussten?
Die Star Wars-Sache: Lustig! Vor allem find ich es super, dass Damon Lindelof es geschafft hat beinahe 100 Folgen lang ohne überflüssige fanboy-artige* Masturbationen (Habt ihr schonmal Family Guy gesehen?) auszukommen. Es hat sich gelohnt. Denn in dieser Folge passt die Referenz einfach wirklich gut. Und die kleine Enthüllung, dass Hurley George Lucas das Drehbuch zu Empire Strikes Back -"mit ein paar Verbesserungen" :)-schicken will ist einfach sehr lustig (insbesondere im Kontext mit den anderen herrlichen Szenen mit Miles und Dr. Chang)... und das Dümmste, was wir je gehört haben!
Jack .... Mmmhhh. Was soll man dazu noch sagen? Der Doc ist einfach nur jämmerlich. Was sollte diese schlechte verpeilte und halbherzige "Kate ist meine Freundin und sie würde Ben nie etwas antun" Rede? GRUNDGÜTIGER!! Wo ist Locke wenn man ihn braucht? Sein Talent anderen beim Drogenentzug behilflich zu sein wird hier dringend benötigt.
Miles, wie er seinem Dad und sich selbst beim Vorlesen, des Eisbärbuchs zuschaut: Großartig.
"The Stupidest Thing I've Ever Heard"
*Ich mag Star Wars und natürlich vor allem Empire Strikes Back sehr sehr sehr gerne. Nicht, dass hier ein falsches Bild entsteht.
Freitag, 17. April 2009
Whatever happened happened

Ben Linus, der selbst dafür sorgte, dass Sayid Jarrah zur Insel zurückgekommen ist, droht nun als 12-jähriger an der Kugel, die der zurückgekehrte Sayid, in seinen Körper geschossen hat, zu sterben. (An diesem Punkt muss ich sowohl das Fishbiscuitzitat aus dem letzten Beitrag als auch meine eigene "Ben brachte Jack und Co zurück damit er selbst getötet und zu den Anderen gebracht werden würde" Vorstellungen über den Haufen werfen. Ben wusste nicht, dass ein Teil der Besatzung in den Siebzigern landen würde. Mehr dazu in der nächsten recap.)
Juliet versucht Ben, dessen Zustand immer kritischer wird, zu retten und bittet schlussendlich Jack um Hilfe. Schließlich hat Jack schon einigen Menschen das Leben gerettet.
Moment.
Genau!

Jack hat vor zwei Staffeln Bens Tumor operativ entfernt. Und deswegen und aufgrund vieler anderer Dinge (Jack bewegt sich, so wie es aussieht klar aber sicher auf den Tiefpunkt seiner Heldenreise, auch bekannt als Mount Arschloch, zu. Ich denke mal, dass sich das ändern wird, wenn es in der sechsten Staffel endlich zum Stelldichein der Shephards auf der Insel kommen wird.) verweigert er nun jegliche Hilfe. So relativistisch und gleichgültig sich Jack hier verhalten mag, ist die Dynamik, die sich daraus für seine Figur entwickelt, sehr unterhaltsam.
Jack hat sich verändert. Die Erlebnisse auf der Insel und vor allem die drei Jahre in Los Angeles und in Fluglinien zwischen Sydney und Los Angeles haben etwas in ihm ausgelöst. Ich möchte nicht wissen, was die ganzen Pillen und der Alkohol, die er sich einflößt damit zu tun haben. Die glaubwürdige Veränderungen von Hauptfiguren ist in Serien nicht leicht zu konstruieren. Aber letztlich ist es vielleicht gerade das, was wir als Zuschauer an guten Serien lieben.
Im Gegensatz zu Kate, die, wie wir in dieser Folge erfahren, mit einer Mission zur Insel zurückgekehrt ist, wird Jack immer mehr (als alle anderen) zur Verkörperung des Serientitels. Wahrscheinlich haben Hurleys und Miles' Gespräche zur Zeitreise seinem Gefühl der Sinnlosigkeit aller Taten in diesem Zeitkreislauf den Rest gegeben. Jack wähnt sich idiotischer Weise auf der sicheren Seite, in dem er nichts tut.
Das Problem an dieser nihilistischen Einstellung ist offensichtlich jedoch, dass auch das Verweigern jeglicher Tat die Dinge verändert. Und so führt Jacks Verweigerung von Hilfe dazu, dass Kate mit Sawyers Unterstützung Ben zu Richard Alpert und den Waldmenschen* bringt.

Richard Alpert ist ein spezialgelagerter Sonderfall inmitten der skurrilen Fälle des sonderbaren Lost-Universums. Alles, was wir über ihn wissen ist, dass er keinen Eyeliner benötigt um als Mr. Friendlys Affäre durchzugehen, dass er in den 50 Jahren, in denen wir ihn auf der Insel und fernab von ihr gesehen haben, nicht zu altern scheint und dass er irgendeine besondere Position in dieser Gruppe von Menschen einnimmt, über deren Herkunft, Zweck, Bedeutung wir nichts weiter wissen, als dass sie stark mit dem Geheimnis und "Sein" der Insel, verknüpft ist**.
All das, was wir nicht wissen und das wenige Seltsame, das wir wissen führt zu dieser sonderbaren Ahnung, dass Richard Alpert der interessanteste, abgefahrenste und faszinierendste Charakter sein könnte, der einem je untergekommen ist (wenn wir denn wüssten, wer Richard Alpert überhaupt ist) . Hinzu kommt, dass Nestor Carbonell, die Rolle von Richard mit unglaublich viel Wärme spielt. Wobei es da auch unterschiedliche Facetten gibt. In der Folge, in welcher Juliet's Freund von einem Bus überfahren wird, nachdem sie als Ärztin angeheuert wird, waren meine Sympathiewerte für Alpert im roten Bereich.
Am Ende von Whatever happened happened jedoch hätte ich vor Richard Alperts väterlichem (und auch fatalem, was die Tatsache angeht, dass Ben nun immer einer der Ihrigen sein wird) Einsatz in die Knie gehen können.
Wer zum Teufel ist Richard Alpert!
Die Beantwortung dieser Frage muss zunächst mal hinten angestellt werden.

Dafür gibts in dieser Folge Antworten auf andere Fragen. Zum Beispiel, was mit Aaron passiert ist. "Whatever happened happened" erzählt nicht nur davon, wie sich Kate dem Schicksal von Ben annimmt, sondern auch, wie sie die Verantwortung für ein anderes Kind (die ihr auch nie wirklich übertragen wurde) abgibt. Kate nimmt Abschied von Aaron, dem sie seiner Oma, der Mutter von Claire und einstigen Affäre von Christian Shephard, übergibt.
Es mag auch mit meinem schlechten Gespür für das Erzählen von Geschichten zusammenhängen aber von meinen ausufernden gewaltverherrlichenden Vermutungen bezüglich dessen, was Aaron zugestoßen sein könnte, ist nichts eingetroffen. Zum Glück. Und die Tatsache, dass Kate schlicht und ergreifend so aufgelöst war als sie Jack darum bat nicht nach Aaron zu fragen, weil sie Aaron in die Hände seiner Großmutter gegeben hat ist ein Zeugnis für die Qualität und Tiefe dieser Erzählung.
*Warum ist Richard fast immer, wenn wir ihn irgendwo im Gestrüpp der Insel treffen, angezogen als käme er gerade von einer Familienfeier, während die anderen Anderen aussehen wie Germanen im Jahre null?
**Es wird höchste Zeit, dass wir mehr über die "Anderen" erfahren. Seit drei Staffeln sehen wir namen- und gesichtslosen Leuten zu, wie sie mit umgebundenen Kartoffelsäcken durch den Dschungel rennen, Leute kidnappen aber irgendwie doch nicht so schlechte Absichten zu haben scheinen. Und dann tauchen sie irgendwo in der uns bekannten Welt auf, sind Teil irgendwelcher Pharmakonzerne oder haben sich in ein New Yorker Hotel mit ihren Lustknaben eingemietet. Was ist da los?
Freitag, 10. April 2009
He's Our You

In dieser Folge treffen wir auf Mr. Oldham. Ein älterer Kauz, der in den Wäldern der Insel in einem Tipi haust. Zu seinem Inventar gehören außerdem ein Plattenspieler und ein Baum, an den nach Bedarf potentielle Lügner gefesselt und mit Wahrheitsserum entlarvt werden können.
Aber so interessant der Schamane aus dem Wald auch sein mag, belegt er doch nur ein Pronomen des Titels dieser Folge. Oldham ist unser Du, sagt Sawyer zu Sayid, womit er auf dessen berüchtigte Foltermethoden anspricht.
Sayid und seine mörderische Vergangenheit stehen im Zentrum dieser Folge.
Als kleiner Junge hat Sayid mal ein Huhn getötet. Und wenn man sieht und aus den vorherigen Staffeln weiß, welche Rolle physische Gewalt in seinem Leben weiterhin spielte, weiß man, dass das Töten des Huhns eine idyllische Szene aus einer schönen Kindheit auf dem Lande war. Und nichts weiter.
Darauf folgten Kriege. Sayid geriet zwischen die Fronten von Weltmächten und Ideologien. Und schließlich auch zwischen die Fronten zweier Männer. Benjamin Linus und Charles Widmore. Ben Linus benutzte Sayid Jarrah schließlich auf ähnliche Weise wie der amerikanische Geheimndienst und der irakische Staat es zuvor taten. (Wobei man sich nach dem Auftauchen von Radzinskys und Desmonds Zimmergenossen im Irak fragen muss ob Linus und Widmore nicht schon früher die Finger im Leben von Sayid hatten. Oder ob jemand nur mal wieder an irgendeiner Uhr gedreht hat.)
In einem Moment sehen wir, wie Ben Sayid manipuliert und dessen vermeintliches Talent Menschen zu töten für einen scheinbar guten Zweck ausbeutet. Im nächsten Augenblick steht Jarrah in einer Gefängniszelle der Dharmainitiative der 70er vor dem 12-jährigen Ben Linus, der ihm ein Sandwich vorbei bringt.
Für Ben ist Sayid der Erlöser, der ihm ein neues Leben ermöglichen kann. Sayid sieht in Ben den Mann, der sein Leben in ein Fegefeuer verwandelte.
In solchen Szenen zeigt sich die wirkliche Stärke von Lost. Neben all den Zeitreisen, Geheimnissen und Plottwists, die mein Gehirn regelmäßig in Aufruhr versetzen, sind es die Charaktere, ihre Abgründe, Hoffnungen, Zweifel, die dafür sorgen, dass all die Erzählkniffe nicht nur der Aufrechterhaltung des eigenen Spektakels dienen. Die Tragik, die in der Gegenüberstellung von Sayid und dem jungen Ben, der noch vor Sayids Augen von seinem Vater heruntergeputzt wird, liegt, ist stark und wahr.
Die Folge endet damit, dass Sayid Ben erschießt. Ich glaube ich habe, selbst in über 60 Stunden Six Feet Under und genau so vielen Stunden Tatort noch nie gesehen, wie ein erwachsener Mensch auf ein Kind schießt.
Die Szene ist nur schwer zu verkraften. Aber die Konsequenz der Erzählung schien diese Wendung zu fordern. Und die technische Frage, was mit Ben geschieht, da wir ihn doch als erwachsenen Mann kennen ist auch sehr interessant wird aber wohl erst in der nächsten Folge thematisiert.
Was gibt es noch zu dieser großartigen Folge zu sagen?
Die charakterzentrischen Episoden sind zurück. Naveen Andrews ist ein brillianter Schauspieler. Und in dieser Folge hat er endlich mal (wieder?)die Möglichkeit sein Können auszuspielen. Wie er an den Baum gefesselt hämisch lachend, den ungläubigen und unschuldigen Dharma-Arbeitern erzählt, dass er aus der Zukunft kommt ist vielleicht sein bester bisheriger Moment in der Show.
He's Our You ist eine grandiose Folge voller interessanter Fragen und Grenzüberschreitungen, die nicht nur die rein technischen Aspekte um Raum und Zeit in neues Licht setz sondern vor allem die moralischen Dilemmata zwei der interessantesten Lost-Charaktere auf geniale Weise unter die Lupe nimmt.
Die Folge fing einfach schon großartig an, als nach dem obligatorischen "previously on Lost" eine Szene gezeigt wurde, die schon drei gefühlte Staffeln her ist. Wo gibt es das schon?
Und hier noch ein tolles Zitat von der besten Lostanalytikerin des Webs:
Ben made Sayid think he wanted to kill the people that Ben wanted killed and then he recruited Sayid to return to the Future Past where Sayid's revenge could damage Ben in such a way that he'd grow up to be the kind of man who would make Sayid want to kill the people that Ben needed killed.
Das klingt schlüssig. Oh Gott, ich liebe diese Show.
Samstag, 4. April 2009
Namaste

Die Hälfte der Staffel ist um. Jacks, Suns, Hurleys, Kates, Aarons und Sayids Flucht von der Insel hat sich als ein, in der Erzählzeit, relativ kurzer Ausflug vom Regen in die Traufe erwiesen. Sawyer, Miles, Jin und Juliette hingegen haben es sich bequem gemacht unter den Proletariern der Dharmainitiative.




Aber was würde denn die Situation für Jack und Co tatsächlich besser machen? Dass es ein von Problemen unberührtes Zuhause nicht mehr gibt, haben Jack und die anderen fünf Rückkehrer in ihren drei Jahren auf dem Festland erlebt. Die Insel ist nicht nur auf dem sich geographisch ständig verändernden Punkt irgendwo auf diesem Planeten. Sie ist auch in einer Metzgerei in Los Angeles, in der Wüste Tunesiens, in Charles Widmores Büro oder dem Behandlungszimmer eines Krankenhauses.
Hinzu kommt, dass, wenn man die Endloszeitschleife von Ursache und Wirkung verfolgt, die sich seit etwa zehn Folgen vor uns ausbreitet, die Entscheidungen des Einzelnen nichtig werden.
Eines dieser hässlichen Nebenerscheinungen von diesen perfiden Spielen der Zeit. Wenn die eigene Entscheidung, sogar die jemandem das Leben zu nehmen, den Ausgang der Geschehnisse sowieso nicht verändert, was zählt dann meine Handlung überhaupt noch (auch im moralischen Sinne)?
Für mich als Zuschauer ist es natürlich eine der obersten Prioritäten die Mysterien der Insel aufgelöst zu sehen. Ich will Antworten. Die Überlebenden des Flugzeugabsturzes haben die Gründe für die rätselhaften Geschehnisse auf der Insel allerdings nie so sehr interessiert wie uns. Das übergeordnete Interesse am Überleben könnte eine Rolle in dieser Sache spielen.
Allerdings haben sich seit der ersten Folge die Geheimnisse der Insel immer mehr mit den Schicksalen und Geschichten der Charaktere verwoben. Und damit meine ich jetzt nicht Vorfälle im Körperhygienebereich oder das Rätsel um die Eyelinerfabrik, die Richard Alpert im tiefen Dschungel betreibt.
Die Tatsache, dass die Oceanic Six wieder zur Insel zurückkehren "mussten" (was auch immer dieser Zwangsmoment eigentlich bedeutet) ist sowas wie einer der bisherigen Höhepunkt dieser Verwebungen. Ein anderer wäre der Absturz auf der Insel selbst.
Je mehr unsere Helden selbst verstehen inwiefern ihre Schicksale mit den Geheimnissen, die die Insel hütet, verbunden sind, desto mehr wird das Enträtseln der Verbindungen und Beziehungen vielleicht auch zu ihrer Hauptaufgabe.
Das könnte ein Weg sein, der vielleicht zu einer Art Befreiungsschlag aus dem undurchdringbaren Netz an Schicksal, Aufgaben und Vorherbestimmung werden könnte.
Der Weg der Schicksalsgemeinschaft aus ihrer vermeintlich selbst verschuldeten Unmündigkeit.
Die wahre Aufgabe für Jack Shephard, James Ford und Kate Austen könnte also sein aus ihrer misslichen Lage der unwissenden Befehlsempfänger und Ausführer schicksalshafter Botenflüge auszubrechen.
Irgendein Ziel, irgendeine Perspektive (neben der Aussöhnung mit sich selbst und seinem Vater (gilt für 90% der Inselbevölkerung) ) muss es ja geben.
Auch wenn vielleicht in Wahrheit kein Ausweg aus den verwurschtelten Fesseln des Systems konspirierender multinationaler Organisationen, Wissenschaftler und Gottesfiguren (na? Erkennen wir uns wieder?) möglich ist.
Freitag, 27. März 2009
James Ford aka Sawyer aka Lafleur aka Han Solo

Sawyer, der eigentlich James Ford heißt, nennt sich nun Lafleur. Ist das nicht amüsant?
Abgesehen von dem, in diesem Bild eingefangenen WTF-Moment ging es in dieser Folge eher gemächlich zu. Es sind die 70er. Menschen tragen längeres Haar und bunte selbst gefärbte T-Shirts. Die Insel ist von Modeerscheinungen nicht ausgeschlossen. Vielleicht führen all diese Anzeichen auch nur zu Trugschlüssen und wir befinden uns eigentlich in den 80ern. Weil die Trends eben ein bisschen länger brauchen um auf dem Eiland anzukommen.
Das ist aber eigentlich auch egal. Fest steht, dass Sawyer und seine Gefährten in einer eher friedlichen Periode gelandet sind. Anscheinend besteht ein Abkommen zwischen den ursprünglichen Bewohnern der Insel und der Dharma Bevölkerung. Diese wird zu Beginn der Episode gebrochen. Der Körper eines ermordeten Dharma-Mitglieds muss darauf hin den Natives überreicht werden.
Warum das so ist, weiß man nicht. Das ist schließlich Lost.
Dank der Frau des Ankh (das gleiche Symbol, was die vermutlich agyptische Gottheit, die im obigen Foto zu sehen ist, mit sich herum trägt)-Anhänger-Trägers, die ein bisschen aussieht wie Schnippsi (von Herbert und Schnippsi), kommen Sawyer und Co zur Dharma-Initiative. Und dank Horace, ihrem Anführer handeln sie sich einen längeren Aufenthalt und schließlich sogar eine ganz normale Existenz als Angestellte aus. Juliette repariert Autos. Die anderen sind irgendwelche Sicherheitsleute. Und Sawyer (der sich nun Lafleur nennt) und Juliette leben fast drei Jahre lang den kleinbürgerlichen Traum. Auf der Insel. In der Dharma-Initiative. Wer hätte das gedacht.
Horace ist, abgesehen von Mr. Friendly (obwohl, so nett war der nicht.), der freundlichste Mensch der Dharma-Initiative, der uns bisher untergekommen ist. Sein Gespräch mit Sawyer über die Zeit, die es bedarf, über eine Liebe hinweg zu kommen und sich zur nächsten zu begeben ist ehrlich und bewegend. Solche Moment gab es in letzter Zeit leider eher selten.
Faraday erlebt einen Moment zeitenüberschreitender epischer Tragik als er Charlotte als kleines Mädchen sieht.

Die geilste Szene in dieser Folge - das Wiedersehen mit Jack, Hurley und Kate zum Schluss eingeschlossen - ist die Sequenz, in der im Camp zunächst Alarm ausgelöst wird und sich die Bedrohung dann als der herannahende Richard Alpert heraus stellt. Hahaha. Herrlich.

The Life and Death of Jeremy Bentham

Dies ist die Folge, in der davon erzählt wird, wie John Locke starb, als Jeremy Bentham zum Leben erweckt wurde und wie Jeremy Bentham starb und als Lebender zurück auf die Insel kam.
Der große Moment perplexer Verwunderung dieser Episode war, als plötzlich mitten in Tunesien Charles Widmore neben John Lockes Krankenbett autauchte. Innerhalb eines Monologs wurden die Zuweisungen von gut und böse auf den Kopf gestellt. Nach vier Staffeln und einem Aha-Moment pro Folge neige ich eh dazu mich nicht mehr festzulegen, was die Intentionen und moralischen Hintergründe einiger Charakter betrifft.
Aber wenn Charles Widmore auf einmal sich selbst, recht plausibel, als Wohltäter und Ben Linus als Ausgeburt der Hölle (nicht, dass ich das je von meiner Liste potentieller "Gründe Für Alles" gestrichen hätte...) darstellt, dann ertappt man sich doch dabei wie man sich von einigen manipulativen Äußerungen der Charaktere und den cleveren Autoren aufs Kreuz hat legen lassen. Diese Lust daran, immer wieder mit der eigenen Orientierung, den Spekulationen und der Auffassung von dem was wahr, richtig, falsch, gelogen, grün, blau, jetzt, gestern, heute, warm, kalt ist auf die Schnauze zu fallen, ist ja das, was unsere Liebe zu Lost ausmacht.
Locke kommt also ähnlich wie Ben Linus mitten in Tunesien zu sich.

Er wird von Widmore, Abaddon und Co ärztlich versorgt und auf seine Mission entsandt, die Oceanic Six an ihren unterschiedlichen Aufenthaltsorten aufzusuchen und sie von der Rückkehr zur Insel zu überzeugen. Locke wird also (im Rollstuhl sitzend, ziemlich genial) von seinem Fahrer Abaddon buchstäblich durch die Welt gefahren, trifft einen aus seiner Schicksalsgemeinde, versucht ihnen gut zuzureden, wird von ihnen abgewiesen, erzählt ihnen, dass er etwas besonderes ist und wird noch mehr abgewiesen. Jedes Mal wenn Locke einmal mehr erzählt, dass er auserwählt oder "special" ist, klingt das zunehmend nach einer Beschwörungsformel und wirkt lächerlicher und unglaubwürdiger. Lockes Reise zu Jack, Sayid und Freunden ist eine Fahrt in die Depression, die in dem Treffen mit Jack ihren Höhe- bzw. Tiefpunkt erfährt.
Natürlich bin ich wieder die Einzige, die die Szene mit Jack Shephard gut fand. Die Gebrochenheit von Shephard und die Traurigkeit des Moments, in dem Locke ihm schöne Grüße von seinem Vater ausrichtet waren große kleine und tragische bedeutende Momente.
Irgendwann legt Locke einen Zwischenstopp bei Walt ein, um nachzusehen ob bei ihm alles in Ordnung ist. Und das wars eigentlich auch schon. Ich kann nur hoffen, dass Walts Darsteller, falls er in der sechsten Staffel nochmal eine größere Rolle spielen sollte, noch ein paar Schauspielstunden zum Geburtstag geschenkt bekommt. Für kurze Zeit dachte ich es ist einfach die ungewohnte Klangfarbe seines post-Stimmbruch Basses. In Wirklichkeit war das einfach schlecht gespielt.
Dass Abaddon in der Folge drauf geht ist wirklich bedauerlich. Auch wenn er langsam anfing seinen mysteriösen Charme (und ich rede hier nicht von der Tatsache, dass ich und viele andere deutsche Zuschauer dachten Bruce Darnell hätte eine Gastrolle ersteigert.) zu verlieren fand ich ihn doch immer noch interessant genug. Entweder kommt er, wie Patchy (?), nie wieder oder wir sehen ihn in der Zombiestaffel wieder.
Die Sache mit Lockes verstorbener großen Liebe scheint ein bisschen faul zu sein. Sagen wir mal so: Es wäre ein Schock, wenn sich herausstellen würde, dass hier niemand belogen wurde und diese Frau tatsächlich dort auf dem Friedhof begraben liegt, so wie es Locke dargeboten wurde.
Und jetzt zum Höhepunkt der Folge: Jeremy Benthams beinahe-Selbstmord, Bens Auftritt und seine schockierende Bestätigung von Widmores Bösewichtsthese. Wahrscheinlich wird Ben zu einem späteren Zeitpunkt behaupten er habe Locke/Bentham nur für einen guten Zweck getötet. Aber im Moment würde ich solch einer Behauptung keinen Glauben schenken. Wie er Locke kaltblütig das Genick brach war wahrscheinlich sein abgründigster Moment in der ganzen Show.
Donnerstag, 26. Februar 2009
This Place Is Death

Christian Shephard (wann wird Lost in der fünften Klasse zum Einüben des Blicks auf symbolische Namensgebung eingesetzt?), bzw. die Figur, die eins zu sein scheint mit dem bisher unsichtbaren Jakob, der eine Art göttliche Figur auf der Insel darstellt, weist John Locke auf seinen letzten Metern in der Tiefe des Brunnenschachts den Weg. Der Hirte macht seinem Namen alle Ehre und setzt sein Vertrauen in John, für den Opfergang und das Finden der eigenen Bestimmung eins sind.
Unbestimmte Zeit (welche Zeit ist es eigentlich in Meister Horas Zeitkammer?) später liegt der eingesargte tote Körper von John Locke in einem Kastenwagen mit der Aufschrift Canton-Rainier (Reincarnation). Benjamin fährt das Auto, Christian Shephards Sohn Jack und Sun sitzen hinten drin. [Die Tatsache, dass ich diese Szenen hier nochmal schriftlich festhalte hat keinen anderen Zweck als den, dass mich der reine Sachverhalt dieser Situationen und die Verbindungen jener Personen unglaublich amüsiert. Weiter im Text:]
Christian Shephard betont gegenüber John, dass nicht Benjamin sondern er das Rad hätte betätigen sollen.
Im Wagen macht Benjamin die verärgerte Sun und immer noch leicht neben der Kappe wirkenden Jack darauf aufmerksam, was er alles getan hat um sie und ihre Freunde, seit die Oceanic Six wieder in der normalen Welt angekommen sind, zu beschützen. Dieser Moment, in dem Ben den Wagen anhält um Jack und Sun darüber zu informieren, ist ziemlich klasse.
Und der ganze Zusammenhang der Charaktere wird mit jeder zusätzlichen Information immer verwobener, interessanter und lustiger.
Abgesehen davon, dass Sayid und Kate nicht gerade betört waren von der Idee zurück zur Insel zu gehen und am Ende der Folge, wie bereits zu antizipieren war, Desmond vor der Kirche in Los Angeles zu Ben, Jack, Sun und Mrs. Faradays hinzu stößt, passiert abseits der Insel nicht viel Neues.
Auf der Insel hingegen steppt der Eisbär. Wir sehen mit Jins Augen, wie Rousseaus Mannschaft von Smokie in seine kleine Höhle, die mit dem "Tempel" übereinstimmt, gelockt wird und wie Rousseau nichts anderes übrig bleibt als ihre Freunde und den Vater ihres Kindes zu erschießen bevor sie selbst von ihnen getötet wird.

Ich habe die, beim Verfolgen von Lost wirklich sehr unpraktische Gabe, Vorkommnisse, Namen und Szenen von Geschichten eine Woche nachdem ich sie gesehen oder gelesen habe zu vergessen. Also war ich ziemlich angetan als ich in einer anderen Zusammenfassung las, wie Rousseau in der zweiten Staffel davon sprach, wie einer ihrer Teammitglieder seinen Arm verlor. Und schwupps, genau diesen Arm sehen wir in dieser Episode. Da sage mal einer, dass diese Serie nur aus losen Enden besteht.
Viel wichtiger als dieser Arm (obwohl das nach der Begebenheit mit Frogurt und den brennenden Pfeilen der bisher wirklich lustigste und abgefahrenste Ekelmoment in der Staffel gewesen ist.) sind jedoch die Informationen, die in dieser Folge über den Sinn und die Herkunft der schwarzen Wolken vermittelt wurden. Rousseaus Freund sagt, dass Smokie eine Art Schutzsystem für den Tempel ist. (Was der Tempel ist wissen wir noch nicht) Und anscheinend ist Smokies Zuhause irgendwie konterminiert oder verseucht, was dazu führte, dass Rousseaus Crew starke Wesensveränderungen von sich zog, nachdem sie aus der Höhle zurückkehrten.
Wenn Jin Rousseau davor bewahrt in Smokies Bau hinabzusteigen tut er dies, weil er sowohl Rousseau als auch das Kind in ihrem Bauch ca. zwanzig Jahre später schon einmal getroffen hat. Haben also Rousseau und Alexandre tatsächlich Jin ihr Leben zu verdanken? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Rousseau, weil das Schicksal nicht verändert werden kann, auch ohne Jins Einwirken nichts passiert wäre? Oder war Jin einfach schon immer da als Rousseaus Team die Höhle hinab stieg?

Ein bisschen interessanter wird diese Frage im Fall von Lockes Abstieg in den Brunnen, bzw. in die tiefen der zur Zeit des Abstiegs noch nicht vorhandenen Orchid-Station. Die Orchid Station wurde gebaut, weil, wie wir zu Beginn der Staffel sahen, eine gewisse Gesteinsanomalie oder etwas ähnliches entdeckt wurde. Nein, fangen wir früher an. In dem Zeitsprung vor Lockes Verschwinden sehen wir einen Brunnen im Gestrüpp stehen. Locke klettert an einem Seil hinunter und in einem weiteren Zeitsprung verschwindet gar der ganze Brunnen aber das Seil, an dem Locke hinunter kletterte springt mit Sawyer und steckt im Boden.
Könnte es also sein, dass einige Zeit später in derselben Timeline, in der sich Sawyer, Juliet, Miles und Jin gerade aufhielten, jemand duch den Dschungel spaziert, das Seil findet und sich fragt warum es aus dem Boden ragt?
Die Menschen von Flug 0815 scheinen inzwischen, aber nur durch den Frachter und den Weggang der Oceanic Six, der wiederum Bens Drehen am Rad und die Zeitsprünge der Insel verursacht hat, fester Bestandteil der Inselhistorie zu werden. Oder waren sie schon immer fester Bestandteil derselben? Irgendwo las ich die Theorie, dass Sayid deswegen den Computer im Hatch reparieren konnte weil er ihn selbst gebaut hat, dass Charlie den Code der Unterwasserstation geknackt hat, weil er ihn selbst eingestellt hat und dass die Wasserstoffbombe von den Abgestürzten selbst einzementiert wird usw. usw.. (Die Sache mit Charlie ist wirklich äußerst seltsam, da er nicht mehr in die Vergangenheit gehen kann um den Code zu programmieren.)
Inzwischen liegt es relativ (es fällt mir schwer im Zusammenhang mit dieser Serie irgendwelchen definitiven Prognosen zu treffen) nahe, dass die Oceanic Six zur Insel zurück kommen müssen, weil sie bereits in der Zukunft gesehen wurden. Und vielleicht haben sie dabei auch irgendwelche Dinge vollbracht, die für den Fortbestand der Insel wichtig sind.
Aber warum hätten sie dann "die Insel nie verlassen sollen" wenn sie doch einfach wieder dorthin zurück kehren?
Oder sind all die durch die Zeitsprünge verursachten Kollisionen, wie auch Daniels Treffen mit der Wasserstoffbombe oder Jins Zusammentreffen mit Rousseau, nie vorgesehen gewesen und gehören eben nicht zur Geschichte der Insel?
Ich habe mich lange nicht mehr gefühlt wie im Matheunterricht in der Neunten.
Zuletzt wird bestätigt, dass nicht nur Faraday sondern auch Charlotte selbst auf der Insel gewesen ist und sich nun auch an ihn erinnert. C.S. Lewis spricht auch von ihrem Vater. Doch wer war ihr Vater? Dass Miles der Sohn des aus den Dharmavideos bekannten Wissenschaftlers ist, dürfte irgendwie klar sein. Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei Charlottes Vater nicht um Daniel Faraday handelte.
Die Tatsache, dass dieser erneut eine Person an Nasenblutungen verliert ist wirklich traurig. Und die Tatsache, dass man Jeremy Davies jede Woche in so einer herrlichen Serie sehen kann ist einfach nur großartig.
Kommentare zu den vorherigen Folgen:
Folge 1: Because You Left
Folge 2: The Lie
Folge 3: Jughead
Folge 4: The Little Prince
Samstag, 14. Februar 2009
Der kleine Prinz (Lost: Die vierte Folge der fünften Staffel)

Wenn man davon ausgeht, dass die genialen Autoren von Lost, um sich die komplexen Geschehnisse ihrer eigenen Serie vor Augen zu führen, ein großes Lost-Playmobilland in ihrem Büro aufgebaut haben, auf dem Professor Mobilux und seine Freunde den Aufenthaltsort der Lostaways und Oceanic Six angeben, dann ging es in dieser Folge hauptsächlich darum die Insulaner ein bisschen näher zur Orchid Station zu rücken und die in und um Los Angeles zerstreuten Oceanic Six samt Ben und einer Handfeuerwaffe (und ohne Hurley) an einem gemeinsamen Treffpunkt zu vereinen.
The Little Prince ist eigentlich nur eine Art Brückenepisode, die vor allem damit beschäftig ist bestimmte Situationen und Konstellationen herbei zu führen, die für den weiteren Fortgang der Geschichte entscheidend sind. Und es gehört zu den großen Qualitäten von LOST, dass selbst solche Folgen eine spannendere, außergewöhnlichere und bewegendere Geschichte erzählen als die besten Episoden der meisten anderen Serien.
The Little Prince hat einiges an emotionalen und intellektuellen Schocks zu bieten. Da wäre zum Beispiel die Storyline um Aaron und Kate. Grundsätzlich wird hier erklärt, wie Ben durch seinen Anwalt Norton (großartige Szene, in der Sayid Ben fragt wer Mr. Norton sei und Ben in diesem stinknormal vergnügten Serienkillertonfall antwortet "He's my lawyer.". Das war super. Wie allerdings fast jede Sekunde mit Michael Emerson seit seinem allerersten Auftritt als Henry Gale aus Minnesota.) entweder verhindern will, dass Aaron zurück auf die Insel kommt oder Kate durch das plötzliche Aufsehen um Aaron so sehr verunsichern möchte, dass sie bereits ist zur Insel zurückzukehren. Die Art und Weise wie die vermeintliche Auftraggeberin Nortons, Claires Mutter, als falsche Finte mit ins Spiel gebracht wird ist für Lost nur gewöhnlich fulminant. Aber die Tatsache, dass Norton bzw. Team Ben/Eloise Littleton gegen Oceanic Airlines unterstützen scheint plausibel und interessant.
Die Insel-Action besitzt letztenendes jedoch einen größeren Spannungsfaktor als die Geschehnisse in L.A.. Auch wenn Sayid nach der spektakulären Handhabung einiger dreckiger Messer und einer Geschirrspülmaschine schon wieder eine sehr gelungene halsbrecherische Choreographie hinlegt, Ben die gleiche Spannung durch einen einzigen Blick oder ein paar Worte erzeugt, Jack Shepard in seinem leicht angeschlagenen Pillenentzugsstatus (plus der obligatorischen nahen Verortung am Wasser) einfach nur heiß aussieht und Kates storyline in diesem Fall gar nicht so nervt wie man es teilweise gewohnt ist. Die Tatsache alleine, dass Jack und Co mit Ben zusammen auf einmal in Los Angeles und der normalen Welt miteinander sprechen oder durch die Gegend laufen erzeugt bei mir jedes Mal ein Gefühl von Spannung und zeigt wie großartig die Chemie zwischen den Schauspielern und den Charakteren ist. Die Oceanic Six haben einfach so intensive Dinge miteinander und jeder für sich durchgestanden, dass sich die Problematik ihrer eigenen Motivationen und psychischen Last ihrer Vergangenheit in jeder Szene noch auszahlt. Dass ist vor allem deswegen ganz gut, weil die Entwicklung der Charaktere zur Zeit eher ein bisschen pausiert.
(Auch wenn Hurley nur eine einzige wahnsinnig lustige bis lächerliche Szene in dieser Folge hatte, Miles immer mehr einfach nur zur Wiedergabe zynischer Oneliner verdammt wird und Sun in klitzekleinen Augenblicken ihr seltsames Bündnis mit Widmore voran treibt während Desmond in dieser Folge überhaupt nicht auftauchte, ist es erstaunlich und bewundernswert wie die Autoren es in den gegenwärtigen Folgen meistern allen fünfzigtausend Charakteren in der Show gebührend Raum zu geben. )
Auf der Insel passieren dann letztendlich auch die wirklichen emotionalen Kracher. Die direkte Konfrontation mit den Stationen der eigenen Vergangenheit auf der Insel, vor allem jener Nacht, in der Kate Claire hilft ihr Kind zu gebären und Locke in einer scheinbaren spirituellen und pragmatischen Sackgasse in Form des verschlossenen Hatch-Fensters angelangt um göttliche Hilfe fleht, ist einfach nur großartig.
The Little Prince ist eigentlich nur eine Art Brückenepisode, die vor allem damit beschäftig ist bestimmte Situationen und Konstellationen herbei zu führen, die für den weiteren Fortgang der Geschichte entscheidend sind. Und es gehört zu den großen Qualitäten von LOST, dass selbst solche Folgen eine spannendere, außergewöhnlichere und bewegendere Geschichte erzählen als die besten Episoden der meisten anderen Serien.
The Little Prince hat einiges an emotionalen und intellektuellen Schocks zu bieten. Da wäre zum Beispiel die Storyline um Aaron und Kate. Grundsätzlich wird hier erklärt, wie Ben durch seinen Anwalt Norton (großartige Szene, in der Sayid Ben fragt wer Mr. Norton sei und Ben in diesem stinknormal vergnügten Serienkillertonfall antwortet "He's my lawyer.". Das war super. Wie allerdings fast jede Sekunde mit Michael Emerson seit seinem allerersten Auftritt als Henry Gale aus Minnesota.) entweder verhindern will, dass Aaron zurück auf die Insel kommt oder Kate durch das plötzliche Aufsehen um Aaron so sehr verunsichern möchte, dass sie bereits ist zur Insel zurückzukehren. Die Art und Weise wie die vermeintliche Auftraggeberin Nortons, Claires Mutter, als falsche Finte mit ins Spiel gebracht wird ist für Lost nur gewöhnlich fulminant. Aber die Tatsache, dass Norton bzw. Team Ben/Eloise Littleton gegen Oceanic Airlines unterstützen scheint plausibel und interessant.
Die Insel-Action besitzt letztenendes jedoch einen größeren Spannungsfaktor als die Geschehnisse in L.A.. Auch wenn Sayid nach der spektakulären Handhabung einiger dreckiger Messer und einer Geschirrspülmaschine schon wieder eine sehr gelungene halsbrecherische Choreographie hinlegt, Ben die gleiche Spannung durch einen einzigen Blick oder ein paar Worte erzeugt, Jack Shepard in seinem leicht angeschlagenen Pillenentzugsstatus (plus der obligatorischen nahen Verortung am Wasser) einfach nur heiß aussieht und Kates storyline in diesem Fall gar nicht so nervt wie man es teilweise gewohnt ist. Die Tatsache alleine, dass Jack und Co mit Ben zusammen auf einmal in Los Angeles und der normalen Welt miteinander sprechen oder durch die Gegend laufen erzeugt bei mir jedes Mal ein Gefühl von Spannung und zeigt wie großartig die Chemie zwischen den Schauspielern und den Charakteren ist. Die Oceanic Six haben einfach so intensive Dinge miteinander und jeder für sich durchgestanden, dass sich die Problematik ihrer eigenen Motivationen und psychischen Last ihrer Vergangenheit in jeder Szene noch auszahlt. Dass ist vor allem deswegen ganz gut, weil die Entwicklung der Charaktere zur Zeit eher ein bisschen pausiert.
(Auch wenn Hurley nur eine einzige wahnsinnig lustige bis lächerliche Szene in dieser Folge hatte, Miles immer mehr einfach nur zur Wiedergabe zynischer Oneliner verdammt wird und Sun in klitzekleinen Augenblicken ihr seltsames Bündnis mit Widmore voran treibt während Desmond in dieser Folge überhaupt nicht auftauchte, ist es erstaunlich und bewundernswert wie die Autoren es in den gegenwärtigen Folgen meistern allen fünfzigtausend Charakteren in der Show gebührend Raum zu geben. )
Auf der Insel passieren dann letztendlich auch die wirklichen emotionalen Kracher. Die direkte Konfrontation mit den Stationen der eigenen Vergangenheit auf der Insel, vor allem jener Nacht, in der Kate Claire hilft ihr Kind zu gebären und Locke in einer scheinbaren spirituellen und pragmatischen Sackgasse in Form des verschlossenen Hatch-Fensters angelangt um göttliche Hilfe fleht, ist einfach nur großartig.
Wenn ich mir an den Tagen nach der Ausstrahlung der letzten Lostfolge die ein oder andere Folgenzusammenfassung im Internet durchlese ist das hauptsächlich eine Konfrontation mit meiner eigenen Dummheit. Die Ajira-Airways-Flaschen sind also von den Oceanic Six, die einige Minuten (falls es diese Zeiteinheit im Zeitstrudel gibt) später Locke und Co verfolgen und beschießen? Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Denn diese Schlussfolgerung liegt ja noch relativ stark auf der Hand. Anders verhält es sich mit der Bemerkung, dass C. Lewis Faradays Tochter ist. Wie kommt man um Himmels Willen da drauf? Wegen einer kleinen Anspielung in einer Dialogzeile?
Ich bin gespannt wie sich Jins Rendezvous mit Juno Rousseau entwickeln wird. Die große Frage ist natürlich: Erinnert sie sich später noch an ihn?
Was ich mich ganz abgesehen davon auch frage ist: Werden wir irgendwann einen Zeitreisegrund für Jacks und Desmonds mysteröses scheinbar schicksalhaftes oder auch zufälliges Treffen bei ihrem Stadionlauf vorgeführt bekommen?
Wenn ich Glück habe werde ich mir THIS PLACE IS DEATH heute Nacht noch zu Gemüte führen. Und dann gibts auch noch eine kleine Rückschau auf bzw. Feier von Galacticas großartiger Rückkehr zu alter Form in BLOOD ON THE SCALES. Ah, geile Folge. Aber mehr dazu später. Jetzt muss ich mir erst einmal den rosa Bademantel raus legen.
Freitag, 30. Januar 2009
SHOCK & AWE (Lost, die 5. Staffel: JUGHEAD)

Ach du grüne Neune. Man sollte LOST einfach in CRAZY INFINITE META-SHIT umbenennen. Einige Momente in JUGHEAD waren ein Tick zu cheesy aber man kann nicht alles haben. Diese Folge war wirklich bis an den Rand voll gestopft mit Wahnsinn. Beziehungsweise enttarnt sie die Serie zu der sie gehört als absolut wahnsinniges und geniales Unterfangen, insbesondere wenn man an die Köpfe denkt deren Ausgeburt das Ganze ist.
Das Unfassbare dieser Folge und der gesamten Serie liegt nicht nur im Schockeffekt einzelner Enthüllungen ("Put down the gun, ...Widmore!" WWWAAAAAS????) sondern vor allem dem sehr langsamen und stark Zeit verzögertem sich bewusst werden über die großen Zusammenhänge. Irgendwie läuft alles auf eine Endlosschleife hinaus, in der die Charaktere der Serie mehr oder weniger drinnen stecken. Aber soll das eine angemessene Metapher auf unser Leben sein? Zum Titel der Serie würde es allemal passen.
Mein Gehirn ist ziemlich überfordert und braucht eine Pause.
Deswegen verweise ich auf Drews famose und erleuchtende Zusammenfassung (hier ein kurzer Ausschnitt):
>>Likewise, the use of Desmond pleases me. I was afraid he was going to take a back-seat now that he's had his happy-ever-after. Instead, he continues to be a fulcrum for the series. Whereas everyone else seems to be caught in a time-space Moebius strip where everything that happens has already happened and everything is unchangeable, Desmond is the one person whose present can be changed. Faraday's visit to him last week pays off this week when Desmond follows his new memory to Oxford and, eventually, to a face-to-face with his father-in-law. I like the scene between the two of them, and I like that it wasn't just "Charles Widmore, moustache-twirling-bad-guy" as it could easily have been. Instead, he's a father, desperate for news of his daughter, and he ends up helping Desmond without demanding quid pro quo. If that was all we learned about him this week, I'd feel like it was a decent Widmore episode, but instead... the B I G reveal... the notion that Widmore was on the island in the '50s as a young man, and that he actually used to serve under Richard Alpert's command... well, that sound you just heard was my mind being blooooooown. If Widmore financed Faraday's research, he did so because young Widmore remembered Faraday visiting the island, but the only reason Faraday ever travels to the island is because Widmore financed his research. Crrrrrrazy. And I have a feeling that's not the only causality loop we'll see this season.<<
Lost - Die 5. Staffel: "Because you left" & "The Lie"

Als wir in der letzten Folge der vierten Staffel ("There's No Place Like Home II") mit ansahen wie die Insel auf der Oceanic 815 zu Beginn der Serie abstürzte in einem gleißenden Licht verschwand war das zwar recht dramatisch aber sorgte sicherlich nicht nur bei mir auch für eine recht sorgenvolle Miene.
Offensichtlich sind die Dinge, die wir bisher bei Lost gesehen haben nicht allesamt von dieser Welt gewesen: Das Magnetfeld der Insel, welches Desmond mehrere Male in eine andere Zeit verfrachtet hat. Der schwarze Rauch aka Smokie. Eisbären. Die Tatsache, dass Mr. Eyepatch erst schwer verletzt war und auf einmal wieder quicklebendig auf der Insel auftauchte. Der Fall Christian Shepherd. Das Flüstern. Die Tatsache, dass John Locke als Kind einen Besuch von Richard Alpert abgestattet bekam um dann einige Jahrzehnte später auf der Insel abzustürzen, auf der Alpert offensichtlich lebt oder sogar her stammt. All das entspricht weder den normalen Alltagserfahrungen eines Durchschnittsbürgers noch lässt es sich durch eine einfache Einheit in Telekolleg Physik erklären.
Und doch schuf LOST bisher ein Netz an Regeln und Glaubwürdigkeiten, in deren Rahmen all diese Dinge akzeptabel sind. Auch Desmonds Bewusstseinszeitreise aus der THE CONSTANT schien irgendwie in dieses Regelnetz noch rein zu passen. In der fünften Staffel (angefangen bei Benjamin Linus' Drehen an diesem vereisten Holzrad, was schließlich zum Verschwinden der Insel führt) rückt die Zeitreise allerdings so stark ins Zentrum wie noch nie zuvor.
Durch Bens Aktivierung, und wie wir am Ende der ersten beiden Folgen feststellen, beeinflusst durch eine ältere Frau namens Hawking (!) (bzw die Frau, welche Desmond damals den Ring verkauft hat OMFG!!) die im Keller(!) einer Kirche (!) neben einem Focaultschen Pendel (!) am Computer hockt, springt die Insel durch die Zeit. Wenn man so einen -zugegebenermaßen geilen- Scheiß aufschreibt kommt man sich ein bisschen vor, wie Hurley, der seiner Mutter versucht zu erzählen, was ihm und den anderen Insassen des Flugzeugs nach ihrem Absturz tatsächlich wiederfahren ist. Wenn man als uninitiierter diese Zeilen liest denkt man vielleicht stark darüber nach welcher Einfalt es bedarf sich solch vermeintlichen Schrott reinzuziehen. Als Zuschauer, der die Serie miterlebt, erscheint es einem jedoch trotz der offenen Fragen glaubwürdig und legitim.
Obwohl die Zeitsprünge sicherlich noch einiger Erklärung (wer springt durch die Zeit, nur die Personen aus unserer Realität? Auch Tiere und Pflanzen? Die Anderen auch? Nein. Was macht Desmond so besonders? Würde Sawyer am Strand eine andere Version seiner selbst treffen?) bedürfen, hat es in den ersten beiden Folgen eigentlich ohne große Logikfehler funktioniert.
Dabei hift vor allem Daniel Faraday, seines Zeichens Experte der Zeit und sein dickes Notizbuch, in dem solche Regeln, wie "die Zeit ist wie eine Straße" oder "man kann Begebenheiten nicht verändern"aufgeschrieben sind.

Faraday gefällt mir immer besser und es war auch hoch erfreulich Richard Alpert mal wieder zu sehen. ("It points north, John.") Das Nasenbluten der Kulturanthropologin war genau so Angst einflößend wie unterhaltsam. Die Gruppe der Überlebenden auf der Insel mal ohne sämtliche Ausrüstungsgegenstände zu sehen und mit zu erleben, dass sie nicht einmal in der Lage sind sich ein Feuer an zu machen stellte eine willkommene Abwechslung zur eigentlich stets sehr komfortablen Situation der Losties auf der Insel dar. Der kleine Einschub des rot tragenden Neils war zwar billig aber hat sich dafür in seinem spektakulären Tod durch Feuerpfeildurchborung wenigstens in einem lustig absurden Schockeffekt ausgezahlt.
So gut wie jeder Moment in beiden Folgen war hochgradig bedeutungsschwanger und wichtig oder einfach in hohem Maße unterhaltsam, spannend und lustig. Deswegen fällt es mir auch schwer Szenen heraus zu deuten, die in ihrer Relevanz und ihrem Unterhaltungsgrad heraus ragen.

Langfristig besteht die Gefahr, dass der Plot um die Zeitreise der Insel also die Mythologie, die der Serie zugrunde liegt, die Charaktere, ihre Priorität und Glaubwürdigkeit untergräbt. Aber dafür gab es in diesen 80 Minuten dieser beiden Folgen eigentlich keine Anzeichen. Gefährlich scheint mir nur die Storyline um die erzwungene Rückkehr von Jack und Co zur Insel zu sein. In diesem Zusammenhang schien es sich eventuell um eine Manipulation von Ben zu handeln aber die Begegnung mit der alten weißhaarigen Frau in der Kirche hat diese Vermutung zunichte gemacht.
In einem Interview mit Lindelof und Cuse hab ich allerdings gelesen, dass die Priorität der Rückkehr der Oceanic Six zur Insel nicht von langer Dauer sein bzw. schon sehr früh entlarvt werden wird. Und das klingt meiner Meinung nach recht viel versprechend.
Eine andere heikle Situation ist Desmonds plötzliche Traumerinnerung aus der Zukunft bzw. Gegenwart und der plötzliche Aufbruch nach Oxford. Diese Motivation erscheint ähnlich wie die der Oceanic Six zur Insel zurückzukehren etwas schwach. Wobei letzteres natürlich auch auf das Auftauchen von Locke und die damit stark verknüpfte vertrackte nicht-linearen Erzählweise von LOST zurück zu führen ist .

Bis jetzt stehen die Charaktere alle noch ziemlich gut und mehrdimensional da, denke ich. Aber vielleicht wird sich alleine durch die wegfallenden Vor- und Rückblenden und die Veränderung der Erzählweise ein bisschen der Fokus der Episoden verändern. Wo in letzteren Folgen mehr Zeit dem Vergangenheit-/Zukunftsvergleich eines Charakters gewidmet werden konnte steht jetzt das Hin- und Herschalten zwischen Insel Festland und so gut wie allen Charakteren in ihrer jeweiligen Realität im Vordergrund. Aber vielleicht ändert sich das ja noch.
Ich muss auch sagen, dass ich solange ich 40 Minuten lang so viel Spaß habe und noch alles einigermaßen plausibel erscheint gerne über die ein oder andere Ungereimtheit, die definitiv in diesem Fall existiert, hinweg sehe.
Um zu sehen was sich ändert und was nicht werde ich mir gleich die dritte Episode JUGHEAD ...ich weiß nicht welches Verb unter diesen Umständen das Passende ist ...reinziehen? Oder: auf play drücken um dann gefühlte fünf von weit aufgerissenen Augen, schnellem Herzschlag und kurzen Aufschreien der Ehrfurcht und des Schocks Minuten später den Endtitel aufleuchten zu sehen, den man mit einem verzweifelten "OH NEEIN!" begleitet.
Ich bin total aufgeregt.

Nur Eines noch zum Schluss: Es gibt im Internet wirklich viele sehr ausführliche wie phantasievolle und intelligente Analysen zu allen Lost-Folgen, an die solche mickrigen Kommentärchen wie dieser hier in keinster Weise heran reichen. Deswegen verweise ich sehr gerne auf darkufo.blogspot.com .
Die oftmals analytischen Zusammenfassungen, die sich hier finden sprengen in den meisten Fällen mein klägliches mythologisches Wissen. Die Leute dort finden wirklich in jeder Folge und jeder noch so kleinen Anspielung irgendeinen intertextuellen Aspekt (was Geschichten, Schriften, Ideen innerhalb und außerhalb des Losttexts angeht.). Zudem merkt man erst beim Lesen solcher Zusammenfassungen, was man selbst beim Sehen alles verpasst hat.
Hier sehr empfehlenswerte recaps aus dem Netz:
SUPER LUSTIG UND INTELLIGENT: http://fishbiscuitlandblog.blogspot.com/
VERHÄLTNISMÄSSIG KNAPP UND AUS DEM ETABLIERTEN JOURNO-BEREICH: [ew.com] (Ich trau mich jetzt nicht den link rauszusuchen/auszuprobieren, weil ich da sicherlich auf eine Zusammenfassung von gestern Abend stoßen würde, was natürlich äußerst fatal wäre. )
MIT EINEM HAUCH LITERATURWISSENSCHAFTLICHER PERSPEKTIVE: http://www.powells.com/blog/?p=4476#more-4476
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