Freitag, 17. April 2009

Whatever happened happened



Ben Linus, der selbst dafür sorgte, dass Sayid Jarrah zur Insel zurückgekommen ist, droht nun als 12-jähriger an der Kugel, die der zurückgekehrte Sayid, in seinen Körper geschossen hat, zu sterben. (An diesem Punkt muss ich sowohl das Fishbiscuitzitat aus dem letzten Beitrag als auch meine eigene "Ben brachte Jack und Co zurück damit er selbst getötet und zu den Anderen gebracht werden würde" Vorstellungen über den Haufen werfen. Ben wusste nicht, dass ein Teil der Besatzung in den Siebzigern landen würde. Mehr dazu in der nächsten recap.)

Juliet versucht Ben, dessen Zustand immer kritischer wird, zu retten und bittet schlussendlich Jack um Hilfe. Schließlich hat Jack schon einigen Menschen das Leben gerettet.

Moment.

Genau!



Jack hat vor zwei Staffeln Bens Tumor operativ entfernt. Und deswegen und aufgrund vieler anderer Dinge (Jack bewegt sich, so wie es aussieht klar aber sicher auf den Tiefpunkt seiner Heldenreise, auch bekannt als Mount Arschloch, zu. Ich denke mal, dass sich das ändern wird, wenn es in der sechsten Staffel endlich zum Stelldichein der Shephards auf der Insel kommen wird.) verweigert er nun jegliche Hilfe. So relativistisch und gleichgültig sich Jack hier verhalten mag, ist die Dynamik, die sich daraus für seine Figur entwickelt, sehr unterhaltsam.

Jack hat sich verändert. Die Erlebnisse auf der Insel und vor allem die drei Jahre in Los Angeles und in Fluglinien zwischen Sydney und Los Angeles haben etwas in ihm ausgelöst. Ich möchte nicht wissen, was die ganzen Pillen und der Alkohol, die er sich einflößt damit zu tun haben. Die glaubwürdige Veränderungen von Hauptfiguren ist in Serien nicht leicht zu konstruieren. Aber letztlich ist es vielleicht gerade das, was wir als Zuschauer an guten Serien lieben.

Im Gegensatz zu Kate, die, wie wir in dieser Folge erfahren, mit einer Mission zur Insel zurückgekehrt ist, wird Jack immer mehr (als alle anderen) zur Verkörperung des Serientitels. Wahrscheinlich haben Hurleys und Miles' Gespräche zur Zeitreise seinem Gefühl der Sinnlosigkeit aller Taten in diesem Zeitkreislauf den Rest gegeben. Jack wähnt sich idiotischer Weise auf der sicheren Seite, in dem er nichts tut.

Das Problem an dieser nihilistischen Einstellung ist offensichtlich jedoch, dass auch das Verweigern jeglicher Tat die Dinge verändert. Und so führt Jacks Verweigerung von Hilfe dazu, dass Kate mit Sawyers Unterstützung Ben zu Richard Alpert und den Waldmenschen* bringt.


Richard Alpert ist ein spezialgelagerter Sonderfall inmitten der skurrilen Fälle des sonderbaren Lost-Universums. Alles, was wir über ihn wissen ist, dass er keinen Eyeliner benötigt um als Mr. Friendlys Affäre durchzugehen, dass er in den 50 Jahren, in denen wir ihn auf der Insel und fernab von ihr gesehen haben, nicht zu altern scheint und dass er irgendeine besondere Position in dieser Gruppe von Menschen einnimmt, über deren Herkunft, Zweck, Bedeutung wir nichts weiter wissen, als dass sie stark mit dem Geheimnis und "Sein" der Insel, verknüpft ist**.

All das, was wir nicht wissen und das wenige Seltsame, das wir wissen führt zu dieser sonderbaren Ahnung, dass Richard Alpert der interessanteste, abgefahrenste und faszinierendste Charakter sein könnte, der einem je untergekommen ist (wenn wir denn wüssten, wer Richard Alpert überhaupt ist) . Hinzu kommt, dass Nestor Carbonell, die Rolle von Richard mit unglaublich viel Wärme spielt. Wobei es da auch unterschiedliche Facetten gibt. In der Folge, in welcher Juliet's Freund von einem Bus überfahren wird, nachdem sie als Ärztin angeheuert wird, waren meine Sympathiewerte für Alpert im roten Bereich.
Am Ende von Whatever happened happened jedoch hätte ich vor Richard Alperts väterlichem (und auch fatalem, was die Tatsache angeht, dass Ben nun immer einer der Ihrigen sein wird) Einsatz in die Knie gehen können.

Wer zum Teufel ist Richard Alpert!

Die Beantwortung dieser Frage muss zunächst mal hinten angestellt werden.


Dafür gibts in dieser Folge Antworten auf andere Fragen. Zum Beispiel, was mit Aaron passiert ist. "Whatever happened happened" erzählt nicht nur davon, wie sich Kate dem Schicksal von Ben annimmt, sondern auch, wie sie die Verantwortung für ein anderes Kind (die ihr auch nie wirklich übertragen wurde) abgibt. Kate nimmt Abschied von Aaron, dem sie seiner Oma, der Mutter von Claire und einstigen Affäre von Christian Shephard, übergibt.

Es mag auch mit meinem schlechten Gespür für das Erzählen von Geschichten zusammenhängen aber von meinen ausufernden gewaltverherrlichenden Vermutungen bezüglich dessen, was Aaron zugestoßen sein könnte, ist nichts eingetroffen. Zum Glück. Und die Tatsache, dass Kate schlicht und ergreifend so aufgelöst war als sie Jack darum bat nicht nach Aaron zu fragen, weil sie Aaron in die Hände seiner Großmutter gegeben hat ist ein Zeugnis für die Qualität und Tiefe dieser Erzählung.



*Warum ist Richard fast immer, wenn wir ihn irgendwo im Gestrüpp der Insel treffen, angezogen als käme er gerade von einer Familienfeier, während die anderen Anderen aussehen wie Germanen im Jahre null?

**Es wird höchste Zeit, dass wir mehr über die "Anderen" erfahren. Seit drei Staffeln sehen wir namen- und gesichtslosen Leuten zu, wie sie mit umgebundenen Kartoffelsäcken durch den Dschungel rennen, Leute kidnappen aber irgendwie doch nicht so schlechte Absichten zu haben scheinen. Und dann tauchen sie irgendwo in der uns bekannten Welt auf, sind Teil irgendwelcher Pharmakonzerne oder haben sich in ein New Yorker Hotel mit ihren Lustknaben eingemietet. Was ist da los?

Keine Kommentare: