
Die Hälfte der Staffel ist um. Jacks, Suns, Hurleys, Kates, Aarons und Sayids Flucht von der Insel hat sich als ein, in der Erzählzeit, relativ kurzer Ausflug vom Regen in die Traufe erwiesen. Sawyer, Miles, Jin und Juliette hingegen haben es sich bequem gemacht unter den Proletariern der Dharmainitiative.




Aber was würde denn die Situation für Jack und Co tatsächlich besser machen? Dass es ein von Problemen unberührtes Zuhause nicht mehr gibt, haben Jack und die anderen fünf Rückkehrer in ihren drei Jahren auf dem Festland erlebt. Die Insel ist nicht nur auf dem sich geographisch ständig verändernden Punkt irgendwo auf diesem Planeten. Sie ist auch in einer Metzgerei in Los Angeles, in der Wüste Tunesiens, in Charles Widmores Büro oder dem Behandlungszimmer eines Krankenhauses.
Hinzu kommt, dass, wenn man die Endloszeitschleife von Ursache und Wirkung verfolgt, die sich seit etwa zehn Folgen vor uns ausbreitet, die Entscheidungen des Einzelnen nichtig werden.
Eines dieser hässlichen Nebenerscheinungen von diesen perfiden Spielen der Zeit. Wenn die eigene Entscheidung, sogar die jemandem das Leben zu nehmen, den Ausgang der Geschehnisse sowieso nicht verändert, was zählt dann meine Handlung überhaupt noch (auch im moralischen Sinne)?
Für mich als Zuschauer ist es natürlich eine der obersten Prioritäten die Mysterien der Insel aufgelöst zu sehen. Ich will Antworten. Die Überlebenden des Flugzeugabsturzes haben die Gründe für die rätselhaften Geschehnisse auf der Insel allerdings nie so sehr interessiert wie uns. Das übergeordnete Interesse am Überleben könnte eine Rolle in dieser Sache spielen.
Allerdings haben sich seit der ersten Folge die Geheimnisse der Insel immer mehr mit den Schicksalen und Geschichten der Charaktere verwoben. Und damit meine ich jetzt nicht Vorfälle im Körperhygienebereich oder das Rätsel um die Eyelinerfabrik, die Richard Alpert im tiefen Dschungel betreibt.
Die Tatsache, dass die Oceanic Six wieder zur Insel zurückkehren "mussten" (was auch immer dieser Zwangsmoment eigentlich bedeutet) ist sowas wie einer der bisherigen Höhepunkt dieser Verwebungen. Ein anderer wäre der Absturz auf der Insel selbst.
Je mehr unsere Helden selbst verstehen inwiefern ihre Schicksale mit den Geheimnissen, die die Insel hütet, verbunden sind, desto mehr wird das Enträtseln der Verbindungen und Beziehungen vielleicht auch zu ihrer Hauptaufgabe.
Das könnte ein Weg sein, der vielleicht zu einer Art Befreiungsschlag aus dem undurchdringbaren Netz an Schicksal, Aufgaben und Vorherbestimmung werden könnte.
Der Weg der Schicksalsgemeinschaft aus ihrer vermeintlich selbst verschuldeten Unmündigkeit.
Die wahre Aufgabe für Jack Shephard, James Ford und Kate Austen könnte also sein aus ihrer misslichen Lage der unwissenden Befehlsempfänger und Ausführer schicksalshafter Botenflüge auszubrechen.
Irgendein Ziel, irgendeine Perspektive (neben der Aussöhnung mit sich selbst und seinem Vater (gilt für 90% der Inselbevölkerung) ) muss es ja geben.
Auch wenn vielleicht in Wahrheit kein Ausweg aus den verwurschtelten Fesseln des Systems konspirierender multinationaler Organisationen, Wissenschaftler und Gottesfiguren (na? Erkennen wir uns wieder?) möglich ist.
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