Die Fernsehkritikerinnen Mo Ryan und Emily Nussbaum haben ein Skypegespräch in einen Podcast verwandelt, der für alle
Fernsehfans interessant sein dürfte. Der Ausgangspunkt: Emily Nussbaums
These, dass im Mittelpunkt der wichtigsten und bahnbrechendsten
Fernsehserien der letzten zwei Jahrzehnte entweder Mädchen im
Teenageralter oder Männer in der Midlife-Crisis stehen. Darüber
hinaus geht es allerdings um ein mindestens genau so spannendes Thema,
nämlich dem Verhältnis und der Vermischung von Seifenopern und
Dramaserien. Nussbaum und Ryan versuchen herauszufinden, was hinter dem
auch vielen Dramaserien oft als negative Kritik angehängtem Soap-Label steckt und ob soapig tatsächlich immer so schlecht ist.
Erwähnt werden neben Sopranos, Buffy, Breaking Bad und Mad Men auch Parenthood, Battlestar Galactica, die hierzulande zumeist ignorierte Serie Friday Night Lights und weitere... (Six Feet Under hätte meiner Meinung nach gut gepasst wurde aber wie ich glaube leider vergessen.)
# Lucy Knisley hat diesen Monat gleich mal drei neue Stop Paying Attention Comics raus gehauen. Schön für uns. THE MAZE, über das freie beschreiten neuer und unerwarteter Lebenswege, gefällt mir eigentlich am besten. Allerdings finde ich alle drei Comics in ihrer Tendenz etwas verworren und es fehlt -vor allem in WEAKNESS FAIR- der deutliche Spannungsbogen, der ihre Comics zu so gut verpackten kleinen Geschichten macht.
Und dann hat Lucy noch eine kleine Songsammlung hochgeladen, die auch nicht gerade von schlechten Eltern ist. Irgendwo wird dann auch die Grenze zum Kreativneid überschritten. "^^"*
# Stillstand und das Gefühl dem eigenen Potential nicht nachzukommen gehören zu den unangenehmsten Situationen. Mein Bruder zitiert in solchen Zusammenhängen immer wieder gerne Beppo Straßenkehrer, der während seines Studiums auf der Straßenkehrerakademie höchswahrscheinlich ein Auslandssemester bei Zen-Buddhisten verbracht hat und Momo sein Handwerk wie folgt erklärt: " "Das ist wichtig…Schritt - Atemzug - Besenstrich. Schritt - Atemzug - Besenstrich…"
In diesem Monat erscheint Joelles erstes (von ihr illustriertes) Buch bei Jacoby & Stuart und es ist ziemlich großartig zu sehen inwiefern einzelne entschlossene und manchmal auch kleine rückwärts gewandte Schritte, in die richtige Richtung führen. Vielleicht ist es auch inspirierend.
So wie diese kongeniale Video/Song Kollaboration von Andrea Dorfman und Tanya Davis:
# Mal zwei Sätze zum Dschungelcamp. Ich hab ungefähr drei Folgen gesehen. Unter anderem die, in der Sarah Dingens Peer von Jays angeblichem Vorschlag mit ihr eine Romanze zu spielen, erzählt und sich am Ende eine Konfrontation zwischen Sarah und dem Rest des Camps in der vermeintlich überraschenden Nachricht entläd, dass jemand das Camp freiwillig verlassen will. ! Man kann sagen was man will. Diese Folge war spannender und unterhaltsamer als 90% der deutschen Serien und Filme, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe. Das ist traurig....
(...) Und während er sich die Hammerquoten und zahlreichen Medienberichte über den Erfolg dieser Dschungelcamp-Staffel durchlas konnte der Redakteur nicht aufhören darüber nachzudenken welche phantasielose Krimireihe er als nächstes entwickeln würde.
# Carlton Cuse schrieb für die NYT einen unspektakulären aber scheinbar ehrlichen Artikel über seine kreative Regeneration nach Lost und dem Weg zu seinem neuen Projekt.
# The People's Key, das neue Album von BRIGHT EYES kann jetzt noch bis 15. Februar in voller Länge auf npr angehört werden.
# Lucky McGee hat auf dem Sundance-Filmfestival seinen neuen Film THE WOMAN vorgestellt. Bei vielen Zuschauern führten die schonungslosen Darstellungen des Films wohl zu allerlei unvorhergesehenen körperlichen Reaktionen. Viele Menschen verließen die Vorführung und eine Frau verletzte sich leider beim fluchtartigen Verlassen des Saals am Kopf. Und dann gab es noch diesen skurrilen Konflikt mit einem Zuschauer, der seine Verachtung des Films (man solle ihn verbrennen oder so) und die Filmemacher am Ende lauthals im Saal verkündete. Ich würde den Film erstens gerne sehen und zweitens finde ich es schon irgendwie faszinierend, dass ein Film solche Reaktionen hervorrufen kann und Menschen tief verstört zurücklassen kann. Ich fand dieses Interview mit dem Regisseur Lucky McGee sehr interessant. Und Drew McWeenys Bericht von der Vorführung sollte man auch unbedingt gelesen haben.
# Ich mag es wenn ich in Interviews oder Artikeln über Filmemacher das Gefühl bekomme, dass mir eine Tor zu einer großen mir bisher unbekannten Welt an Wissen und Weisheit geöffnet wird. Das trifft insbesondere auf diesen New Yorker Artikel über Guillermo Del Toro zu. Geilster Scheiß.
# Rian Johnson dreht einen neuen Film. Das ist insofern interessant als dass ich seinen letzten, The Brothers Bloom, als wirklich genial empfand. Die Art und Weise wie Johnson in dieser Geschichte Spannung und Unterhaltung mit den Dilemmata seiner Hauptfiguren verknüpfte war wirklich virtuos und sehr unterhaltsam. Sein neuer Film trägt zur Zeit noch den Titel Looper. Anscheinend geht es um Zeitreisen(de). Die Bilder mit denen Johnson den Produktionsprozess dokumentiert sind auf jeden Fall sehr ansehnlich und interessant: [http://loopermovie.tumblr.com/page/1]
# Ich weiß nicht wie die Menschen in 1000 Jahren die Entwicklung von tumblr beurteilen werden. Ich hab ehrlich gesagt noch nicht 100%ig verstanden was einen tumblr von einem stinknormalen Blog unterscheidet. Aber wen kümmert das. In Ägypten gehen gerade Menschen für ihre politischen Grundrechte auf die Straße. Und irgendwo in den USA oder Großbrittannien montiert ein 17-jähriger in Photoshop Tom Hanks Köpfe auf Tierkörper. Und es ist großartig! Noch besser: fuckyeahdirectors, ähh...guilty pleasure?: fuckyeahjameswilson, und, tja, der Titel spricht für sich würde ich sagen: whatwouldwillowear .
# Meine absolute Lieblingsseite ist übrigens auch 'n tumblr, aber nicht von der Sorte Photoshopwahllosigkeiten sondern einfach eine schlichte Quelle von Großartigkeiten, Kuriositäten, Schönem, Wahren und Guten und Inspiration: http://meansofdistraction.com/
* Ich muss gestehen, dass, wenn ich diese ^^ Zeichen sehe, ich dem Verfasser in 99% der Fälle gerne frontal ins Gesicht schlagen würde. Aber natürlich nur ironisch.
Battlestar Galactica und Lost werden selbstverständlich wieder leer ausgehen. (Wie jeder der - wie die Mitglieder der Academy - nur eine Episode der Serien gesehen hat bestätigen kann ist man ohne den Zusammenhang bei diesen Shows in einer einzelnen Folge hoffnungslos verloren.) Mad Men und 30 Rock werden die Preise unter sich aufteilen. Und das ist noch nicht mal unverdient. Beide Shows sind absolut spitze. Mehr dazu hoffentlich demnächst.
Solche Preisverleihungen haben einfach die Tendenz zum Absurden.(Wie Conan in dem Video ganz unten so schön sagt "Nothing makes sense anymore!".) Auch bei uns natürlich, nur liegen hier die Probleme woanders. In den USA wollte man vor kurzem einen aberwitzigen Versuch starten die Autoren noch extremer aus der Preisverleihung auszugrenzen. Das ist insofern besonders unglücklich, da die Autoren von Serien im Fernsehen noch viel intensiver an der gesamten kreativen Produktion der einzelnen Folgen beteiligt sind als beim Film. Doris Egan, Drehbuchautorin bei House, hat hierzu ein paar Wörter geschrieben.
Nun ja. Abgesehen von all diesen unschönen Augenblicken ist die Zeremonie in diesem Jahr (nachdem 2008 Heidi Klum und ähnlich ungeeignete Menschen die Show hosteten) echt vielversprechend. Der Grund: Neil Patrick Harris (Malcolm Mittendrin, Dr. Horrible's Sing A Long Blog, Doogie Howser M.D., How I Met Your Mother), der in diesem Jahr erfolgreich die Tony-Verleihung moderierte ist heute Abend der Host. Wohhoo.
Ach ja. Was ich vergessen habe: Der Witz an der ganzen Sache (u.a. auch diesem Eintrag) ist, dass man in diesem Jahr die Emmy-Verleihung im normalen deutschen Fernsehen gar nicht gucken kann. (Nur auf irgendeinem Bezahlsender.) Aber morgen wissen wir dann ja auch so ob Hugh Laurie nach 50 Nominierungen schließlich doch noch einen Emmy gewonnen hat und können uns seine sicherlich süße schlaue Dankesrede auf youtube anschauen. Oder auch nicht.
Nach Wilson und House sind John Locke und Ben Linus mein neues Lieblings-Seltsames-Paar. Zwar fehlt der homoerotischen Subtext. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Locke wurde auf mysteriöse Art und Weise mit den Schuhen von Jacks Vater an seinen Füßen bei seinem zweiten Flugzeugabsturz auf die Insel zum Leben erweckt, nachdem er von Benjamin Linus ermordet wurde (Die Motive sind nicht ganz klar. Aber ich schätze mal, dass Ben ausschließlich in seinem eigenen Interesse handelte.) Es ist ziemlich lustig und interessant zu sehen, wie sich nun nach Johns Tod und Auferweckung seine Machtposition und vor allem seine Beziehung zu (seinem einstigen Mörder) Ben verändert hat. Locke steht jetzt ganz klar über Ben, was auf wunderbare Weise in dieser Folge in der "woher weißt du wohin du gehen musst" Szene im Dschungel veranschaulicht wird. Locke, der nun voll und ganz sein Schicksal in die ...äh...Hände?... der Insel gelegt hat, maßt sich schließlich nicht an selbst über Ben zu urteilen sondern lässt die seit dem Pilotfilm wütende CO2 Wolke der Insel die metaphysische Drecksarbeit erledigen. Er rächt sich also keinesfalls persönlich an Benjamin sondern bringt ihn vor den schwarzen gasförmigen Richter der Insel: Smokie!
Ben Linus & Smokie
Ben konfrontiert also im Untergrund der Insel den schwarzen, aus kleinen im Tempel angebrachten Löchern, strömenden Rauch, Dampf oder was auch immer dieses Zeug sein soll und trifft, in einer visuell ziemlich lächerlich* gestalteten Szene, weniger auf eine göttliche Instanz als auf sich selbst, seine Glückserlebnisse und guten Taten aber auch seine moralisch zweifelhaften Verhaltensweisen:
Ben Linus & Alex
Ja, ja. Man glaubt es kaum. Aber Benjamin Linus hat tatsächlich gute Dinge getan in seinem Leben. Wie zum Beispiel als er von Charles Widmore(, dem er schon als 12-jähriger begegnete
Ben Linus & Charles Widmore
,) den Auftrag bekam Rousseaus Tochter -nicht nur zu stehlen- sondern zu töten. Ben weigert sich und zieht den Zorn Widmores auf sich. Was Alpert mit der ganzen Sache zu tun hat, wo er steht und warum er nicht intervenieren kann, ist nicht ganz klar. Auf alle Fälle wissen wir, dass Ben Alex gerettet hat. Er hat jedoch immer noch ein Kind seiner Mutter weggenommen.
Und da Alex schließlich doch noch von Charles Widmores Söldnern ermordet wurde, weil Ben die Insel nicht aufzugeben vermochte, ist er (Ben) fest entschlossen jetzt einem Vater seine Tochter und einem Kind die Mutter wegzunehmen. Das Leben, das Ben also zunächst vor dem Tod rettete, will er nun einem anderen Menschen nehmen. So kann man das zumindest sehen. (Was mir gerade einfällt: Bei aller innigster Verbundenheit von Desmond und Charlie: Ist es nicht etwas seltsam ein Kind Charlie zu nennen, wenn man so ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater/Schwiegervater Charles hat?)
Ben & Penelope Widmore
Der Ex-Mönch, -Soldat, -Dharma-alle-108-Minuten-Knöpfe-Drücker, und Weltumsegler schreitet jedoch früh genug ein.
Alex bleibt die größte Last auf Bens Herzen:
Ben Linus & Alex
Es wäre jedoch unter Umständen die Frage angebracht, was mit den restlichen 2000 Menschen ist, deren Leben Ben auf dem Gewissen hat. Wie beispielsweise Caesar, der als unschuldiger Passagier von Ajira Airways (so wie Jack und Co in der ersten Staffel?) in eine seltsame Sache hineingeraten ist, die ihn schließlich sein Leben kostet.
Aber von einem Gewissen lässt sich bei Ben auch nicht wirklich sprechen. Seit seinem etwas gewalttätiger als normal ausfallendem Loslösungsprozess von seinem Vater (und der Dharma-Initiative) ist wahrscheinlich jeder Mord in seinen Augen gerechtfertigt.
Die einzige Person, deren Tod ihm wirklich Leid tut, ist Alex, Rousseaus Tochter. Dieses "Monster" aus Qualm und Rauch ist ein seltsames Ding. Warum konfrontiert es Ben tatsächlich nur mit den Dingen, die er selbst bedauert? Ist es also vielmehr eine psychologische als eine göttliche Instanz? So eine Art gasförmiger Sigmund Freud der Ägypter. Oder soll hier wirklich irgendeine pseudo-chemische Reaktion stattfinden, die Menschen nach uneinsehbaren Kriterien entweder tötet oder am Leben lässt?
Naja. Der Qualm, in der Manifestation seiner gestohlenen Ziehtochter Alex, lässt Ben auf jeden Fall am Leben. Unter der Bedingung, dass er Locke folgt, wohin auch immer er gehen mag. Das ist mal en guter Handel. Vor allem für uns Zuschauer.
Zur Feier der Gnade, die das Smokemonster über meinen (eventuellen) Lieblingscharakter hat walten lassen (auch wenn es nie wirklich die Frage war ob Ben an dieser Stelle der Serie den Abgang machen würde) , hier ein kleiner Clip mit Michael Emerson:
*Ich kann mich nicht ganz entscheiden, was die bescheuertere Idee war: Die Gesichter aus Bens Vergangenheit superkitschig in den aus den 10 Geboten herauskopierten Gewitterwolken von Smokie erscheinen zu lassen? Oder zur Aktivierung Smokies Ben einfach nur den Abflussstöpsel aus einer Matschspüle ziehen zu lassen.
Die Fälle von mysteriösem Verlust der Körperbehaarung häufen sich bei LOST. Vor einem Jahr erschien Jack Shephard plötzlich ohne Brustflaum. Defamer (R.I.P.) machte damals auf die Haaranomalie aufmerksam.
Ein Jahr später begegnet uns an Bord von Flug 316 plötzlich ziemlich überraschend der gute alte Frank Lapidus wieder. Aber er sieht nicht aus wie der Frank, den wir kennen, sondern eher wie dieser mysteröse entfernte Verwandte von mir.
Aber halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf. Lasst mich zu den Umständen kommen, die dazu führten, dass Jack an Bord einer Ajira Airways-Maschine auf Frank Lapidus stieß: Desmond, Sun, Ben und Jack versammeln sich -nach ihrem Stelldichein in der Stadt der Engel- alle um das prachtvolle Foucaultsche Pendel von Mademoiselle Hawking*, die darauf hinweist dass eben jenes Pendel der Weg war die Insel bei ihrem Sprung durch die Breitengrade zu lokalisieren und aufzufinden. Sie händigt Jack ein paar Blätter aus, auf denen die Abflugzeiten einiger Airlines verzeichnet sind, deren Flugrouten sich mit dem Aufenthaltsort der Insel überschneiden werden.
Und damit haben wir schon mal einen der Momente in dieser Folge erwischt, in denen ich um meinen Verstand zu fürchten begann. Nicht in der gewohnten Weise, in der dies bei Lost desöfteren der Fall ist. Normalerweise fühlt man sich dann wie in der ersten Analysis II Stunde in Mathe. Aber hier war keine Spur von Analysis. Außer vielleicht in den Berechnungen von Hawking. Denn die Rückkehr auf die Insel präsentiert sich, abgesehen von deren Berechnungen an einer alten Schultafel, als ziemlich simpel und unproblematisch. Wenn da nicht diese "Ihr müsst möglichst in der Konstellation auf die Insel kommen, in der ihr damals dort gelandet seid."-Sache wäre. Also muss Jack Locke die Schuhe seines Vaters anziehen, Hurley (der unvermittelt am Flughafen auftaucht) hat einen Gitarrenkoffer dabei, Sayid (der ebenso unvermittelt auftaucht), wird von einem FBI-Agenten abgeführt und Kate (die ebenso unvermittelt auftaucht) ...hat aus irgendeinem wahrscheinlich sehr abgründigem Grund Aaron daheim gelassen. Wobei ich fast vermute, dass Aaron tot sein könnte. Oder hat sie ihn einfach nur bei Jacks Stiefmutter abgesetzt? Ich glaube wir können sicher sein, dass wir in irgendeiner der nächsten Folgen volle Auskunft über Aarons Verbleib bekommen werden. Obwohl mein Bedarf an Flashbacks dieser Art eigentlich gedeckt ist. Ich will eigentlich überhaupt nicht sehen wie Hurley und Sayid in dieses Flugzeug gekommen sind. Meinetwegen können Cuse und Lindelof einfach eine Mail an den Dharma-wants-you-Verteiler schicken, in dem steht wer (Widmore oder Linus oder ??? [damit meine ich Monsieur Unbekannt, nicht die drei Fragezeichen]) die beiden zum Flughafen gebracht hat und zu wem Caesar und die FBI-Agentin gehören.
Aber zurück zum Wie komme ich zurück zur Insel-Trick 17:
Man kann die Charaktere, die man in haarsträubende Situationen verfrachtet die Lächerlichkeit der Situation, in der sie sich befinden so oft aussprechen lassen, wie man will. Es ändert nichts an der tatsächlichen Lächerlichkeit der Situation.
Jack nimmt in dieser Folge die zweifelnde ungläubige Position sowohl des Zuschauers als auch des Autors ein, der hier vielleicht mit einer, gemessen an der Komplexität, mit der Lost üblicherweise aufwartet, etwas einfältigen Lösung davon kommen will. Aber das Ganze ist nicht all zu schlimm, denn Jack ist ohnehin der Zweifler der Losties, der Man of Science. Und der Moment, in dem er sich im Flugzeug neben Kate setzt und zum wiederholten Mal davon anfängt wie lächerlich und unfassbar das Ganze ist meint man beinahe er findet langsam Gefallen an diesem ganzen Humbug.
Allerdings kann, was Jack angeht eh nicht viel schief gehen. Ich bin irgendwie automatisch in jeder Sekunde, in der Jack Shephard auf meinem kleinen Bildschirm zu sehen ist begeistert. Jack ist einfach klasse. Vielleicht sind Filmhelden, die ständig kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen auch einfach mein Ding. Und Jack steht nun wirklich, vor allem in diesem Teil der Staffel, in beinahe jeder Szene kurz vor einem Heulkrampf.
Aber diesen ganzen hero-in-peril-Fetisch mal beiseite gelassen ist die Szene, in der er Locke die Schuhe seines Vaters anzieht einfach überaus episch und stark. Dieser Heulkrampf kommt zum richten Zeitpunkt. Da kann man nicht meckern. Diese beiden Männer, die sich so oft mit ihren unterschiedlichen Weltsichten gegenüber standen. Und doch hat Locke, in jenem Moment, in dem er tot in diesem Sarg liegt den wichtigsten Teil seiner Heldenreise bereits hinter sich, und ist nicht nur deswegen Jack klar überlegen. Zwar schien er vom ersten Moment an als er auf die Insel kam eine Renaissance zu durchleben aber die Herausforderungen, Prüfungen und Proben, die ihm und seinem Glauben gestellt wurden hörten einfach nicht auf. Bis hin zur letzten Prüfung: Seinem Tod.
Die Konfrontation mit seinem Vater hat Locke zumindest bereits hinter sich. Jack steht diese noch bevor.
Als Jacks Iris, wie vor vier Jahren, im Dschungel auftauchte und Miss Hawking ihm die Fluglinien zeigte, die sie zurück zur Insel führen würden, wurde mir auch irgendwie klar, dass man für eine Achterbahnfahrt von Erzählung, wie sie Lost bietet, einige Opfer bringen muss. Dazu gehört der ein oder andere dürftige Dialog in jeder Folge. Und vielleicht auch die ein oder anderen klitzekleinen leaps of faith an diesem Punkt der Erzählung, an dem viele der Stützen und Fundamente offenbart werden, die diesen mysteriösen und epischen Prachtbau all die Jahre unterstützt und aufrecht erhalten haben. Vor allem die Sache mit dem Proxy, den Platzhaltern auf dem Flug, war etwas zu magisch aber ich denke wir sind nochmal ziemlich gut davon gekommen mit dieser Folge.
316 bot uns auch einige großartige Augenblicke mit Ben Linus. Der erste davon war diese Einstellung, die Benjamin in der Kirchenbank kniend und betend zeigt. Wie krank Linus eigentlich ist fällt immer besonders in den alltäglichsten oder eben menschlichsten Momenten auf. Wenn sich Hurley einen Müsliriegel mit ihm teilt, wenn Ben für Juliette einen Braten zubereitet oder, wie hier, wenn einer der interessantesten undurchschaubarsten und abgründigsten Bösewichte der Fernsehgeschichte in der Kirche sitzt und betet. Der andere tolle Moment:
"The other people on this plane. What's gonna happen to them?"
"Who cares."
Abgesehen davon ist es sehr lustig Ben einmal überrascht, uninformiert und scheinbar ohnmächtig zu sehen, wie in Hawkings Büro mit dem Foucaultschen Pendel.
Auch ein anderer Lieblingscharakter von mir hatte einen schönen Auftritt: Desmond. Ich glaube, dass er deswegen so beliebt ist, weil seine Geschichte die mitunter tragischste und Herz zerreißendste der gesamten Serie ist. Um so besser ist es, dass er in dieser Situation am Foucaultschen Pendel so reagiert wie er es tut. Dass er sein angebliches Schicksal ablehnt und den Raum verlässt um zu seiner Familie zurückzukehren. Wenn man sich dabei ertappt, dass man Desmond bei seinem kleinen Ausraster gegen Hawking anfeuert, merkt man, dass die Thematisierung von Schicksal und Selbstbestimmung in der Serie immernoch funktionieren. Obwohl man weiß, dass Jack und die restlichen O6 wahrscheinlich tatsächlich zur Insel zurück müssen. Und in seinem dreijährigen Inselurlaub als Zahlentipper hat sich Desmond auch nicht gerade von seiner selbstbestimmtesten Seite gezeigt.
"These People here are just using us. They're playing some kinda game and we're just the pieces. Whatever she tells you to do. Ignore it. You say the Island is not done with me. Well, I'm done with the Island."
Eine weitere Frage ist natürlich noch, ob Ben später so Blut überströmt am Hafen steht weil ihm irgend jemand von Team Widmore in die Quere gekommen ist, als er Penelope entführen oder etwas Schlimmes antun wollte oder ob ihm einfach nur sein "alter Freund" eins ausgewischt hat. Ebenso wie die Sache um Aaron möchte ich auch diese Information nicht in einer nur dieser Frage gewidmeten Folge, in 12 Monaten serviert bekommen. Bitte nicht.
*Ich war gestern in Willkommen bei den Sch'tis - 1 Billion Franzosen können nicht irren und bekam erstmal einen großen Schrecken als ich feststellte, dass Ms. Hawking eine Sch'ti ist. Wer hätte das gedacht?
Aronofsky, Rourke und der Boss. Oh Mann. Mit seiner Veröffentlichung Ende-Februar vielleicht auch ein Kandidat für die Berlinale: Darren AronofskysTHE WRESTLER. Den Trailer gibts auch in gloriosem HD Quicktime.
Beim Thema Werbespots kann ich nicht darauf verzichten diese Perle hier zu erwähnen: Ein Werbespot für den Trailer einer viertel-stündigen Vorschau auf Szenen der fünften Staffel von LOST.
Wunderbar. Ich würde gerne auf einige Promos für Trailer verzichten, wenn dafür eine weitere Staffel PUSHING DAISIES heraus springen würde. Niemand schert sich einen Dreck um Eli fucking Stone. Und zu DIRTY SEXY MONEY kann ich gar nichts sagen. Aber SCRUBS hat sein Haltbarkeitsdatum nun wirklich schon seit längerer Zeit überschritten. Aber ...PUSHING DAISIES... PUSHING DAISIES hatte seine besten Jahre noch vor sich...
Und auf darkufo gibt es auch schon die ersten screencaps. Die Makrovergrößerungsanalyse der Ausschnitte und die Ergebnisse des Audio-Rückwärtslaufenlassen-Texts sind in ein paar Tagen zu erwarten.
Bens Aussage, dass die Insel möchte, dass die Oceanic Six gemeinsam zurückkehren, klingt meinem Geschmack nach ein bisschen zu sehr nach dem Kristallschädel, der Indiana Jones persönlich befohlen hat ihn zurück zu bringen. Aber was solls. Ich vertraue mal darauf, dass LOST mich weiterhin so gut unterhält wie es das bisher getan hat. Dafür spricht auch die Aussage von Brian K. Vaughn, Lost Co-Autor: Der meinte im Gespräch mit Frosty von Collider, die neue und vorletzte Staffel...
"(...)is definitely going to be the strangest thing that’s ever been on network television. Ever."
Bei den meisten anderen Serien würde ich solche Aussagen als leeres Marketinggedöhns überlesen. Im Fall von Lost, einer Serie, die in jeder Staffel das eigene Universum von Neuem auf den Kopf stellt halte ich allerdings alles für möglich.
Auch dass Hurley auf einmal mit ner Pistole durch die Gegend rennt.
Oder einen Cameo-Auftritt von Bruce Darnell*:
Die fünfte Staffel dürfte im Januar oder Februar 2009 auf abc anlaufen. In Deutschland startet die vierte Staffel allerdings wohl erst ebenfalls im Februar '09. (Aber wer will schon freiwillig Qualitätsfernsehen zeitverzögert und von den fünf Synchronsprechern, die jede Serie einsprechen synchronisiert, auf Pro Sieben gucken?)
Battlestar Galactica beginnt übrigens laut Michael Ausiello via ew.com am 16. Januar und endet somit am 20. März. Für immer. :(
*Ganz im Ernst. Als Abaddon in der Folge THE BEGINNING OF THE END (S4/Ep01) zum ersten Mal auftauchte, glaubte ich im ersten Moment tatsächlich Desmond hätte mal wieder an irgendeinem Schlüssel gedreht und dadurch Bruce Darnell von einer unterirdischen Sendung im deutschen Fernsehen in Hurleys Sanatorium gebeamt.