Mittwoch, 11. März 2009

Too Much Confusion: Battlestar Galactica E 15: No Exit


Man stelle sich vor Lost hätte nie angefangen seine Mythologie häppchenweise hinter dem Vorhang des Mysteriums hervorzuholen und man hätte einfach auf eine Folge kurz vor Schluss gewartet, um zwei Charaktere in einem expositionbacchanal die Hintergrundgeschichte der gesamten Show auskotzen zu lassen.

Genau das passiert in No Exit, der sechstletzten Galacticaepisode.
Wir werden von Sam Anders und Ellen Tigh vollgequatscht, was das Zeug hält. Und obwohl das nicht gerade die eleganteste Lösung darstellt, um uns die Fundamente dieser nie aufhörenden Erzählung von Technischer Erfindung, Hass, Rache, Vertreibung, Flucht, Vergessen, Erfindung, Hass, Rache, Vertreibung und Flucht zu erklären, birgt die Folge dennoch auch Großartiges.

Zum Beispiel eine der besten Szenen der gesamten Serie. Vielleicht sogar eine der besten Szenen irgendeiner Fernsehserie überhaupt.






Wie Cavil hier die Grenzen und Relativität unserer menschlichen Existenz aufzeigt. Wie der existentielle Schmerz seiner Anklage gegen den Schöpfer und seine zutiefst menschlichen Gefühle von Unzufriedenheit über das eigene androide Sein bei mir Ladungen von Mitgefühl für diese niederträchtige Kreatur frei setzten. Solche Aspekt werden in dieser Komplexität auf dem kleinen Bildschirm nicht gerade oft aufgeworfen.
Und wer von uns würde nicht gerne einmal in eine Wahrnehmung jenseits aller Schemen und unserer konstruierten Welt eintauchen. Irgendwie projeziert Cavil in das rein Maschinelle auch eine spirituelle Idee. Aber existiert eine Maschine tatsächlich jenseits jedes Systems? Sind sie nicht das System schlechthin? Törichter Cavil.

Es ist überaus geschickt, wie hier die ganze Thematik der "Maschinen erschaffenden Menschen" auf den Kopf gestellt wird.
Wenn ich die Unmengen an Informationen richtig verarbeitet habe dann sieht die Geschichte der Menschheit und Maschinen bei Battlestar Galactica folgendermaßen aus: Bereits auf Kobol wurden nicht nur Maschinene sondern auch androide Maschinen entwickelt, die den Menschen sehr ähnlich sind. Ebenso entwickelte man die Technik des Resurrection-Ships, die eine Wiedergeburt in einem neuen Körper, der aber genau so aussieht, wie der alte, möglich machte. Dann kam es auf Kobol zum Streit.

Exposition-vomit ist nicht wirklich alles in dieser Folge. Am Rande stellt
Bill Adama fest, dass sein Schiff, das schon zu Beginn der Serie eigentlich
in ein Museum verwandelt werden sollte, nicht mehr lange durchhalten wird...

Die 12 Kolonien siedelten schließlich nach Caprica um. Der 13. Stamm, meinem Verständnis nach bestehend aus Mensch-Maschinen, ließ sich auf der sogenannten Erde nieder. Die biologische Fortpflanzung machte irgendwann die Resurrection-Technik überflüssig. Schließlich kam es auch auf der Erde wieder zum Krieg. Schufen die Mensch-Maschinen wieder irgendwelche metallenen Roboter, die sie schlecht behandelten, und die sich daraufhin zur Wehr setzten? Diesen Punkt hab ich noch nicht ganz verstanden. Klarer ist, dass die Personen bzw. Androiden, die wir als Final Five kennen, vor unzähligen Jahrhunderten auf der Erde geboren wurden. Anscheinend waren sie allesamt Wissenschaftler im kybernetischen (seht ihr, ich muss solche komplexen Ideen in dieser bescheuerten menschlichen Sprache benennen.) Bereich. Irgendwie erfuhren sie von der geplanten Zerstörung der Erde und arbeiteten deswegen daran die Resurrection Technik zu rekonstruieren. Denn man merke sich: Technik kann nicht einfach ignoriert oder weg-erfunden werden. Ist sie einmal da, wird sie immer da sein.
Die Erde wurde zerstört aber nur Sam Anders, Galen Tyrol, Tory, Ellen und Saul Tigh überlebten. Wahrscheinlich durch ihre Resurrection-Technik.

...und so kippt Bill erneut einige Liter Alkohol herunter und
quält sich mit der Frage ob er die Galactica mit einer bio-mechanischen
Zylonenmasse reparieren soll um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren.


Irgendwie muss ihnen durch eine kosmische Erleuchtung auf einmal der Kreislauf der gesamten androiden Menschheitsgeschichte aufgegangen sein. Sie machten sich also auf den Weg zu den anderen 12 Kolonien um sie vor der Fortführung des Gewaltkreislaufs von Menschen und Maschinen zu warnen. Ein Frieden wird ausgehandelt. Dafür erschaffen die Final Five acht Zylonenmodelle, die so menschlich wie möglich sein sollten. Das älteste Modell, Cavil, den Ellen Tigh nach dem Antlitz ihres Vaters erschuf ist aber ziemlich unzufrieden mit der eigenen degradierten humanisierten Existenz und rächt sich. Cavil tötet seine Schöpfer um sie mit falschen Erinnerungen und veränderten Programmierungen von Mängeln und Fehlern wieder zu beleben. Cavil spielt einen göttlichen Rächer, der allerdings seine eigentlichen Schöpfer in eine Hölle schickt um sie für ihre Taten zu bestrafen.

Hier beginnt ein weiterer faszinierender Teil dieser Erzählung. Jeder der Final Five hat in seiner neu programmierten Existenz die schlimmsten Situationen durchlebt. Unter anderem geriet Tigh, ein Alkoholiker (wahrscheinlich auch eine Programmierung von Cavil) in New Caprica in Gefangenschaft, wo er nicht nur sein Auge verlor sondern auch seine Frau Ellen umbrachte, Galen verliebte sich in Boomer, die sich als Maschine entpuppte, Anders kämpfte im Widerstand auf Caprica, wo er Starbuck kennen lernte, die er aber später wieder verliert (bis sie unter mysteriösen Umständen wieder auftaucht) und Ellen ....wurde als Verräterin der Menschen auf New Caprica von ihrem Mann ermordet. Wie gesagt. Das Leben war für die fünf die Hölle.

Und entgegen ihrer Veranlagungen und Programmierung haben sich sowohl das alte Liebespaar (Lustige Enthüllung) Galen und Tori, so wie Ellen, Saul und Anders in der Hölle durch die sie gegangen sind mit einem großen Maß an Menschlichkeit bewährt. So hat sich Ellens Überzeugung vom freien Willen doch irgendwie bestätigt. Und das ist die gute Nachricht.



Ich bin drei Folgen mit recaps hintendran und die Episode von letztem Freitag Islanded in a Stream of Stars (Was für ein schöner Titel.) hab ich noch nicht gesehen. Es wird also verdammt knapp. Aber bis Freitag sollte ich wieder aufgeholt haben. In den noch verbleibenden zwei BSG-Wochen werde ich außerdem immer wieder Videos, Artikel und Interviews zum Abschied verlinken und posten.
Nicht vergessen: Auf RTL2 wurde Battlestar Galactica zu Gunsten von Torchwood schon wieder eine Stunde nach hinten verschoben und kommt nun heute Abend um 23.10. Ich glaube es müsste die siebte Folge der dritten Staffel A MEASURE OF SALVATION sein, die heute Abend ausgestrahlt wird. Ohnehin können die Ausstrahlungen im deutschen Fernsehen mit der schlimmen Synchronisation höchstens als Appetithappen dienen.

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