[Dieser Text entstand -Überraschung!- anlässlich des Endes des Colbert Reports und war ursprünglich an einem anderen Onlineort zu sehn.]
Colbert Report, fare thee well… (die folgenden Zeilen sind von vielleicht sogar grenzwertigem Lob und positiver Huldigung durchzogen. …Deal with it!)
Wir könnten endlos in fabulös unterhaltsamen COLBERT REPORT Momenten schwelgen, denn diese Show gehört zu den unterhaltsamsten und lustigsten Dingen, die wir je gesehen haben. Und wenn wir in diesem Zusammenhang das Wort unterhaltsam benutzen, dann im positivsten, allumfassendsten Sinn einer Sache, die meisterhaft kurzweilig gestaltet ist und gleichzeitig auf die besten menschlichen Eigenschaften verweist.
Wenn Stephen Colbert alias “Stephen Colbert” an seinem Fernsehmoderatorenschreibtischding sitzt hat man das Gefühl er ernährt sich von der Freude und den Glücksgefühlen, die die perfekt konstruierten Punchlines in uns auslösen. Es gibt keinen Moment, in dem wir nicht davon überzeugt sind, dass Colbert an keinem anderen Ort lieber sein würde als vor den Kameras seiner Show. Und damit meinen wir den echten Stephen Colbert, der insbesondere die theatralischen Momente seines alter egos mit einem Sinn unbändiger Spielfreude füllt.
Zur außerordentlichen Qualität der Show gehört es, neben perfektionierten Texten, Colbert in Situationen zu bringen, die ihn und seine Fähigkeiten als Improv-Performer und Schauspieler herausfordern und der Show außerdem noch Story-Arcs einbringen, die das Format der Sendung aufbrechen und den Zuschauer überraschen. Das Universum des COLBERT REPORTs ist bestückt mit Sagas und essentiellen Objekten, die wiederum eigene stories und running-gags antrieben. All diese Ausflüge und ständigen Erfrischungen der Show waren keine Gimmicks. Vielmehr entfalteten diese Erzählungen den Kern der Show über einzelne Pointen hinaus, machten sie realer, verstörender, trieben es auf die Spitze und lösten sich von Vorhersehbarkeiten in der gewohnten Formatierung. Wir können uns keine besseres Beispiel für Unterhaltung vorstellen, bei der absolute Albernheit und Haltung so eng und untrennbar verknüpft sind und die ihre Zuschauer letztlich nicht zu schlechteren Menschen macht. Und wir können uns auch nicht vorstellen, dass diese besondere Konstellation so leicht wiederholt werden könnte, da es nicht nur mit dem Versammeln eines überaus talentierten, cleveren, handwerklich gewieften und hart arbeitenden Writing Staffs verbunden ist sondern auch mit der ganz speziellen Ausstrahlung und den schauspielerischen Fähigkeiten eines Stephen Colberts. Gemeinsam erzeugte diese Konstellation in Colberts Figur eine ganz und gar magische einzigartige Mischung von Ironie und Pathos. (Am besten beschreibt Colbert die Chemie und Mechanik seiner Figur selbst, in Interviews mit Terry Gross (x, y, z )) Diese Mischung ist so eigen und großartig, dass Colbert wusste wie und wann (insbesondere in Interviews) der echte Colbert übernehmen dürfte. Verdammt nochmal, Colbert begann vor einigen Monaten seine Sendung mit einer Homage an seine verstorbene Mutter ;_; Dieser Moment ist zugleich so berührend aber sagt auch so viel darüber aus, wieviel echte persönliche Hingabe in diesen Sendungen steckt, dass es fast schon verstörend ist, wenn man den größeren Rahmen dieser Produktionen betrachtet.*
All das geht in dieser Weise im Dezember zu Ende.
Als wir hörten, dass Colbert tatsächlich Lettermans LATE SHOW übernehmen würde, waren wir besorgt und sprachlos. Was hat das alles zu bedeuten. Hatte Colbert mit der Übernahme der LATE SHOW seine Seele verkauft? Oder wird er dem LATE NIGHT - Format seinen Stempel aufdrücken können? Oder haben wir zu viel THE LARRY SANDERS SHOW geschaut?
Optimistisch stimmt uns (wie gesagt, wir wissen nicht, ob Optimisus nach der LARRY SANDERS SHOW für uns noch ein bedeutungsvolles Wort im Zusammenhang mit Late-Night-Unterhaltung ist) beispielsweise Colberts Fähigkeit Interviews zu führen. Gerade in diesen Momenten ging er in seiner Show desöfteren aus seiner Figur heraus. Als Zweites haben wir gehört, dass Colbert seinen writing staff mitnehmen wird, was wahrscheinlich die verheißungsvollste Nachricht überhaupt ist.
Letztlich war es zudem auch nur eine Frage der Zeit, wie lange der Schauspieler, Entertainer, Improv-Comedian, Sänger, etc.. Stephen Colbert noch Stephen Colbert, rechts-konservativer Pundit bleiben würde. Colberts Talent zeigt sich letztlich auch in seiner Angstfreiheit, Neugierde und Veränderungen.
*(Diese Vermischung von Kapitalismus und Menschlichkeit definiert letztlich jedoch nicht nur diese Shows sondern auch viele andere ansehnliche US-amerikanische Unterhaltungsprodukte, die in der Verwertungskette multinationaler Großkonzerne stehen. Aber soll das talentierte Menschen davon abhalten in diesem System subversive positive Akzente zu setzen? Am Extremsten und Konkretesten wird diese Überschneidung im Fall des Colbert Reports übrigens in Sachen Product Placement.)
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