Montag, 23. November 2009

Too. Much. Information. (?)

NEINICHSCHAUENICHTBEIBECKMANNWEGENFRANKSCHIRRMACHERUNDSEINEM- NEUENBUCH"PAYBACK"REIN!!! NEIN! NEINNEINNEIN! NEINNEIN!

Um was gehts jetzt schon wieder?
Eigentlich um das was auch hier diskutiert wird. Nach einem Buch über die superdupermegazentrale Stellung der Familie (!) und den Alterungsprozess in unserer Gesellschaft (!!) hat Schirrmacher jetzt ein Buch geschrieben, in dem es um die Macht der Computervernetzung über unser Denken und Handeln gehet.

Unter anderem diskutiert Schirrmacher wohl die interessante Frage wie das Internet und alles was mit ihm einhergeht unser Verhalten verändert. Zum Beispiel (nach Aussage von Schirrmacher) wie wir damit umgehen, dass wir nicht mehr entscheiden können welche Informationen aus der "Informationsflut, die tagtäglich über uns herein bricht*" nun wichtig sind und welche nicht.

Konkretes Beispiel aus der Lebenswelt der 12-35-jährigen: Soll ich lieber die neue Twilight-Fanfiction lesen oder den wikipedia-Eintrag über Elefanten? (Die konkrete Antwort ist selbstverständlich: The Internet is for P0rn !)


*Das hab ich The Schirr gestern bei TTT im Interview mit Dieter Moor sagen hörn. Ein schockierend oberflächlichliches Interview. Das fängt schon bei einem Wort wie Informationsflut an, das diesen technophoben ängstlichen Beigeschmack hat. Flut ist natürlich genau genommen nur das Gegenteil von Ebbe. Aber Informationsflut impliziert in meinen Augen eher etwas Sturmflutartiges als einen idyllischen Nordseestrand.

Ich kenne allerdings niemanden, der sich schonmal vor Informationen (im Internet) in Sicherheit gebracht hat. Dass wir von sehr großen unfassbaren Mengen von herumwuselnden "Informationen" umgeben sind, deren Filtern, Ordnen und Verwandeln in Päckchen mit Relevanz und Bedeutung eine große Herausforderung darstellt ist dagegen eine interessante und nicht allzu neue Problematik.

Schirrmacher sprach auch -im Bezug auf soziale Onlinenetzwerke- davon, dass sich "eine virtuelle Person von uns abspaltet". Och nö! Ich dachte wir hätten uns schon lange von dieser fixen Idee das Internet erzeuge so ne Art gespaltene Persönlichkeit verabschiedet. (Was ich dagegen echt interessant finde ist die Frage danach inwiefern unsere Existenz auf Twitter, Facebook etc. Teil unseres Lebens wird und ebendieses verändert.

Außerdem ist es nicht von der Hand zu weisen, dass viele von uns nach 1970-geborenen einfach sehr viel Zeit im Internet verbringen. Ich finde das interessant, nicht weil all diese Menschen süchtig sind oder sowas, (meistens surfen sie/wir ja um ihrer eigentlichen Arbeit am Computer zu entgehen), sondern was dieses ständige Onlinesein mit uns und der Welt macht. Wenn es in Frank Schirrmachers Buch entgegen seinen einseitig klingenden Aussagen auch darum geht bin ich dabei!

Gestern klang ein Großteil von dem, was Schirrmacher sagte leider eher panisch als substantiell. Was schade ist, wenn eine öffentliche Diskussion (was auch immer das ist) zu diesem Thema angestoßen werden soll, die sich nicht in Platitüden erschöpft. Das mag vielleicht aber auch nur daran gelegen haben, dass das Interview recht kurz war und Schirrmacher ein Buch zu verkaufen weiß.... Mit Aussagen wie "Ohne Computer würde unsere Welt still stehen und das gab es noch nie zuvor auf dieser Welt."

Ich war auch leicht erregt und fühlte mich ein bisschen wie Neo nachdem ich vor ein paar Jahren DAS NETZ von Lutz Dammbeck (grandioser Film!) sah und dachte "Oh mein Gott! All diese vernetzten Computer organisieren sich ja fast schon selbst. Das ist ja unheimlich!" Aber es bringt uns letztenendes nicht wirklich weiter, wenn wir uns alle in Waldhütten fernab der Zivilisation flüchten.

Mal ganz davon abgesehen, dass es unmöglich ist technische Entwicklungen rückgängig zu machen oder aufzuhalten und obendrein vollkommen bescheuert das auch nur zu versuchen oder zu propagieren. Viele Vorfahren unserer Vorfahren waren sicherlich auch etwas verwirrt als einige ihrer Zeitgenossen anfingen, Werkzeuge zu benutzen oder Zeichen in Steine zu ritzen. Und für manche schien es vielleicht auch unheimlich als Menschen ihr "Gehirn outsourcten" und mit/auf Stein und Papyrus nach eigens aufgestellten Regeln Mengen berechneten.

Ich bin gerade dabei den Edge-Artikel über Schirrmacherzu lesen und der klingt nochmal viel spannender als das, was in der Werbekampagne für das Buch bisher so öffentlich erzählt wurde. Das war auch ein Grund für mich seinen Auftritt bei Beckmann nicht zu verfolgen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass da heute Abend irgendwas in puncto Erkenntnisgewinn rumgekommen ist.

Apropos Erkenntnisgewinn.

Die Aussage im TTT-Interview die noch am interessantesten klang drehte sich um das Thema Wissen und Schule. Schirrmacher meinte, dass an den Schulen endlich mal aufgeräumt werden sollte, oder so ähnlich... Das strikte Vermitteln von Fakten soll endlich zur Nebensache werden und dem "Denken lernen" mehr Platz einräumen.

Aber hallo. Schirrmacher ist nicht der Erste der das so sagt aber das macht sein Statement nicht weniger wichtig und richtig.
Denn letztenendes ist es das worum es bei unserer ganzen Konfrontation mit dem was wir Information nennen, geht. Unterscheidungen feststellen. Bedeutungen konstruieren. Das ist superkurz, knapp und hoffentlich nicht zu plump gefasst (weil wir uns im Zeitalter des "Informavore" befinden, in dem die Aufmerksamkeitsspannen kurz sind und die Ablenkungsmöglichkeiten groß ) Wissen. Ein Prozess.

Und ich hoffe mal, dass das auch bei der Konzeption der schulischen Lehrpläne und -methoden mehr und mehr bedacht wird. Aber meinem Verständnis nach ist beispielsweise der Projektunterricht oder auch die Projektorganisation an den Universitäten eine praktische Umsetzung genau solcher Überlegungen...

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