Sonntag, 8. Februar 2009

No Universe For Old Men



Zarek und Gaeta haben einen Coup angezettelt. Und ein schockierend großer Teil der Galactica-Crew hilft ihnen bei der Ausführung. THE OATH erinnert ein bisschen an die herrliche Boxfolge UNFINISHED BUSINESS aus der dritten Staffel, in der auch alte Streitigkeiten und persönliche Traumata eine große Rolle spielten. In dieser Folge wünscht man sich allerdings die geordneten Verhältnisse eines Boxrings wieder herbei, so gewalttätig, anarchisch und wütend geht es auf der Galactica zu.



Nicht nur haben Adama und Roslin endlich miteinander geschlafen und sorgen so für ein bisschen Glück inmitten des Chaos'. Die Tatsache ihrer Zusammenkunft führt auch endlich mal wieder zu einem großen Lacher und einer herrlich lustigen Situation bzw. zu einer großen Szene für Michael Hogans allein stehendes Auge.

Apropos Michael Hogan. Seine Darstellung des Col. Tigh wird für mich immer mehr zur absoluten Entdeckung der Serie. Fast scheint es in The Oath, als ob Tigh durch die Gewissheit über seine eigene und Ellens weit zurückreichende Geschichte so eine Art Erlösung gefunden oder Gnade erfahren hat. Auf alle Fälle scheint der leicht verbitterte Alkoholiker Tigh, den wir am Anfang der Serie kannten sowie jener Tigh, der von Adama getrennt auf New Caprica sein Auge und zum wiederholten Mal seinen Anstand verloren hat so integer und loyal zu sein wie niemals zuvor.
Und Michael Hogans tiefes Rumgemurmel, seine Mimik und vor allem das Lachen sind einfach nur ein Traum.



OOOOhhhhh! GAAEEEETTAAAAA :( !!!!Bei aller Wut auf Gaetas Bösartigkeit muss man sich allerdings auch die Frage stellen, warum Mobiltelefone auf Caprica niemals zum großen Verkaufsschlager wurden. Man wünscht sich in dieser Szene auf jeden Fall sehnlichst Bill Adama hätte ein iphone in der Tasche.



Die Folge hat eine großartige Dynamik und Geschwindigkeit. Und das Ganze wäre perfekt, wenn sich nicht alles nur um das nackte Überleben drehen würde (Früher ging es immer um mehr. Um den großen Zusammenhang. Um Schicksal. Um die Frage, was einen Menschen ausmacht. Um das Bewahren von Moral und Anstand. Wobei letzterer Aspekt in der Folge durchaus seine Momente hat. Aber ansonsten ist nicht mehr viel von der epischen Breite der Serie zu spüren.) und die Charaktere nicht das reboot ihrer selbst wären.


Und trotzdem ist es gut in kleinen Blick- und Wortwechseln immer wieder zu spüren, wie kompliziert die Situation an Bord des Schiffs tatsächlich ist. Und wie problematisch die Beziehungen sind, welche diese Situation herbei geführt haben. Wenn Gaeta Bill Adama mit Gewalt aus seinem Amt enthebt ist das nicht die Tat eines Bösewichts. Es ist das Leid, was einzelnen Menschen, wie bspw. Gaeta widerfahren ist und die Art und Weise wie diese damit umgehen, das hier zum tragen kommt. Trotz allem was der Serie in den vergangenen Folgen wiederfahren ist, ist immer noch eine Restresonanz mit vielen Charaktern geblieben. Es reicht zumindest aus um viele Szenen der Konfrontation in dieser Folge den vielfältigen emotionalen Widerhall zu geben, den sie benötigen.


Baltar wurde ja in den vergangenen Episoden ganz schön ausgespart. Hier sehen wir ihn wieder in seiner puffartig eingerichteten Abstellraumkapelle. Zu beachten sind vor allem seine Musen, die doch irgendwie nicht zufällig an neu-testamentliche Frauenrollen erinnern.


Ich dachte Lee sei der große Aussöhner und dann macht er auf einmal Stimmung gegen die Zylonen. Mich überrascht eher, dass die moralischen Legitimationen von Zareks und Gaetas Handlungen im Internet so angeregt diskutiert werden. Für mich war es eigentlich klar, dass die beiden sich im Unrecht befinden. Mal ganz abgesehen davon, dass sowohl Roslin als auch Adama viel Mist gebaut haben, ist es, wie im Prozess gegen Gaius Baltar deutlich wurde, mit der Gerechtigkeit und Legitimation nicht mehr so weit her in dieser Zivilisation oder Gang der Flotte, wie Lee zu sagen bevorzugt. Die Allianz mit den Zylonen stellt meiner Auffassung nach die einzig vernünftige Perspektive für die Menschheit dar.
Es wird in letzter Zeit immer wieder bemängelt, dass der Plot den Unterschieden von Zylonen und Menschen nicht weiter auf den Grund geht. Da wir allerdings nur die Sichtweise und den Wissensstnad der sich im Unklaren befindlichen Protagonisten als Ausgangspunkt kennen, ist die Unkenntnis der Unterschiede eben der vom Plot und der Erzählweise diktierte Status Quo. Zudem gehört es doch zur tieferen Bedeutung der Problematik des Mensch-Maschinen-Verhältnisses, dass die Gemeinsamkeiten und Unterschiede nicht ganz geklärt sind. Ja, das Geheimnis um die Unterschiede ist ja geradezu das, worum es eigentlich geht. Und wie will man die Unterschiede erläutern, wenn uns selbst nicht 100 prozentig klar ist, wie unsere eigenen menschlichen Entscheidungsprozesse und Gefühle funktionieren?

Ich verstehe nicht wie das Einsperren der Zylonen als irgendetwas anderes als rassistisch gesehen werden könnte.


Gaius Baltar kommt wieder zum Einsatz und flieht mit Roslin, Lee, Starbuck und Tyrol von der Galactica. Ausgerechnet die alten Säcke Adama und Tigh bleiben zurück um zu retten was zu retten ist. Ich halte das für aufopferungsvoll genug und würde es der Plausibilität wegen bevorzugen wenn sich beide nicht ohne jegliche Deckung mitten in die Schusslinie stellen würden bevor die Folge zuende geht. Aber gut. Nur hoffe ich, dass das nicht dazu führt, dass Tigh eine Kugel abbekommt. Und ich hoffe auch nicht, dass Ron Moore sich zum Ziel gesetzt hat den Realismus der Serie damit zu unterstreichen bis zum Ende der Serie so viele Protagonisten wie möglich sterben zu lassen.

[Batttlestar Galactica S04/E13 THE OATH ]
[E11 &12 SOMETIMES A GREAT NOTION & A DISQUIET FOLLOWS MY SOUL]

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