Donnerstag, 26. Februar 2009

Blood On The Scales



Battlestar Galactica hat mein Herz nach ein paar leicht enttäuschenden Episoden zurück erobert. Blood On The Scales besitzt das Tempo, den Realismus und den existentiellen Schmerz, der die Serie über weite Strecken so unfassbar relevant und gut machte.

In der vorherigen Folge The Oath (eigentlich dem ersten Teil dieses Zweiteilers) stand ich noch relativ klar auf der Seite von Team Adama.



Als Gaeta dem Schmerz, der ihm und vielen anderen Menschen und Maschinen auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat widerfahren ist ein Ende setzen will, in dem er versucht in einem Coup mit Tom Zarek Gerechtigkeit in der Flotte widerherzustellen stellt er Adama wenigstens einen Alibianwalt zur Seite und sorgt so für den wahrscheinlich letzten Auftritt Romo Lampkins. (das Erscheinen Lampkins wirkt in der vierten Staffel etwas erzwungen)

Adama re(a)giert seinerseits mit einem hohen Maß an Selbstgerechtigkeit und stellt Zarek und Gaeta ohne Nachdenken, ohne Zweifel und ohne Gnade vor das Erschießungskommando. Hier werden Erinnerungen an die Worte Lee Adamas wach, der vor nicht zu langer Zeit davon sprach, dass die verbliebenen Menschen keine Zivilisation, sondern eine Gang darstellten.

Der Moment, in dem sich Sgt. Kelly auf dem Weg zur Hinrichtung Adamas in den Gang mit den Bildern der umgekommenen Soldaten und Familienangehörigen zurückfallen lässt und dort zusammen bricht, gehört zu den starken signifikanten Augenblicken in dieser Folge. Am Schicksal einer einzelnen Person wird hier die innere Zerrissenheit dargestellt in der sich wohl nicht nur ein Großteil der Protagonisten sondern höchstwahrscheinlich ebenso viele der Zuschauer befinden. 

Fakt ist, dass alle Führungspersönlichkeiten in dieser Serie, denen wir ein hohes Maß an Sympathie entgegen bringen, einen Fehler nach dem anderen machen und ihre eigene Moral immer wieder neu definieren müssen, wobei die Rechte des Einzelnen, Mensch oder Maschine, all zu oft dahinschrumpfen. Adamas Überzeugungen sind nachvollziehbar, aber die Mittel, mit denen er seine Ziele erreicht sind mehr als fragwürdig. Gleiches gilt für Gaeta, dessen partner in crime Tom Zarek nach etlichen Versuchen eine letzte Chance sieht das Ruder in seine eigenen blutigen Hände zu nehmen und Gaetas Coup in eine Gewaltorgie verwandelt.

Die Welt ist kompliziert, mehrdimensional, nicht schwarz-weiß sondern grau, das wissen wir. Aber diese Erkenntnis befreit uns nicht von der Verantwortung, die wir für sie und die Menschen, die in ihr wohnen tragen. Es ist die Porträtierung des Relativismus und des Fehlens eines moralischen Ankers in unserer eigenen Realität, die BSG zu so einem zeitgemäßen und wahren Kunstwerk macht. (Mehr zu diesem Punkt hoffentlich mal in einem späteren Kommentar.)

Dialoge, Performances und die Inszenierung sind allesamt allererste Sahne in dieser Episode, was natürlich zu einer Reihe großartiger Szenen führt, wie zum Beispiel Roslins furiosem "I'm coming for all of you" oder aber dem atemberaubenden letzten Gespräch zwischen Baltar und Gaeta. Baltar, der stets Gaetas großes Vorbild war und ihn bei der Besiedlung New Capricas so enttäuschte. Ein schwacher Egomane. Gaeta, der Idealist und underdog. Irgendwie hat man während des Gesprächs beinahe das Gefühl, dass Gaeta nun von Baltar aufgrund seiner Aufrichtigkeit bewundert wird. Und für einen Moment glaubt man sogar Gaeta sei gerettet bis die Kamera seine Position vor dem Erschießungskommando preis gibt und uns das Ende seiner Geschichte präsentiert.

Man hatte nie zuvor wirklich die Möglichkeit zu sehen was für ein hervorragender Schauspieler Alessandro Juliani ist, obwohl er natürlich aus seiner Nebenrolle viel machte. In The Oath und Blood On The Scales spielt er den Gebrochenen, der auf seinem Weg zu Gerechtigkeit auf tragische Weise scheitert mit unglaublicher Überzeugung. Die Bedeutung seiner Figur war nie größer, sein Dilemma nie bedeutungsvoller und interessanter. Gaetas Tod ist tragisch im dramatischen Sinne. Und als Zuschauer fällt es schwer sich von dieser durchaus liebgewonnen Figur und von Julianis Performances zu verabschieden.




Andere Kommentare:

Folge 13: The Oath
Folge 12: A Disquiet Follows My Soul
Folge 11: Sometimes A Great Notion

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