Sonntag, 4. Januar 2009

Lynchpins





Anhören!

So. Vor ein paar Tagen ist ein Jahr zuende gegangen und ein Neues, in dem laut FAZ die (oder eine) Apokalypse stattfinden wird hat begonnen. Ich bin gespannt wie das so wird mit der Apokalypse. Man hört und liest ja so Einiges.
Heute ist aber endlich der letzte in einer seit Weihnachten anhaltenden ununterbrochenen Kette von Sonntagen gekommen.

Seit etlichen Jahren gibt es bei mir eine sonntägliche Tradition. Am Nachmittag setzte ich mich an den Schreibtisch um ein paar Arbeiten zu erledigen (Das klingt so gut, entspricht aber nicht wirklich der Wahrheit.) und stelle das Radio auf die AM Frequenz 877.
Das ist die Welle, auf der im Rhein-Main Gebiet ausgewählte Sendungen des amerikanischen Radiosenders npr (National Public Radio) zu hören sind. Früher stand an den Sonntagen dann in meinem Kassettendeck immer noch eine leere Kassette für Mitschnitte von besonders interessanten Geschichten, Reportagen und Interviews bereit: Wirklich großartige Interviews mit Leuten wie Stephen Colbert, Martin Scorsese, Terry Gilliam, Jean Jeunet, Peter Weir, Amy Sherman-Palladino und anderen interessanten Menschen, die nichts mit Film und Fernsehen zu tun haben (Ja ja. Echt.).
Inzwischen ist bei npr eh alles rund um die Uhr online verfügbar (eines der vielen Dinge, bei denen sich der Deutschlandfunk ruhig eins zwei Scheibchen abschneiden könnte...aber egal) und Sonntage verbringe ich meistens schlafend.

Heute hab ich jedoch mal wieder npr old-school analog eingeschaltet und bin zufällig auf die Show HEARING VOICES gestoßen. Laut dieser website hier ist HEARING VOICES das größte Kollektiv unabhängiger Radioproduzenten diesseite des Plutos. Unter diesen Produzenten befindet sich auch Joe Frank, der die features zu verantworten hat, die in der heutigen Show zu hören waren.

Ein Stück, das dabei war -anscheinend ein Auszug aus Frank's Arbeit THE PERFORMER- war besonders großartig:

Lester Nafzger berichtet Joe Frank, wie er seit seinem dritten Lebensjahr immer wieder intensive Momente erlebt hat, die er in jenen Sekunden bewusst als Erinnerungspunkte oder auch Lynchpins (Dreh-/Angelpunkt) referenzierte. Inzwischen sind auf der Lynchpinliste seines Lebens 26 Momente verzeichnet, die er uns bzw. Joe aufzählt.
Irgendwann wird die bewegende Aufzählung der Lebensmomente, an die Lester Nafzger sich sein ganzes Leben lang erinnern wird, mit diesen 9/11 Betroffenheitssound von Enya hinterlegt und man weiß nicht so Recht ob man jetzt lachen soll über eine ironische Inszenierung geschmackloser Inszenierungen oder das Ganze tatsächlich schön findet.

Das gesamte, etwa 10 Minuten andauernde Stück ist auf alle Fälle wunder schön; im Sinne von wahr und gut und all dem. Und man sollte es sich unbedingt selbst anhören. Auf Podcastdirectory.com finden sich mehrere Arbeiten des Performancekünstlers Joe Frank, unter ihnen auch LYNCHPINS. Die gesamte mit MEMORY BOOK betitelte Sendung von HEARING VOICES ist ab Mittwoch online verfügbar.



* Seit geraumer Zeit fällt mir auf, wie ich manchmal den Ausdruck "vor zehn Jahren" oder "das war vor zehn Jahren" benutze. Dann denke ich es sind vielleicht nur noch acht Jahre bis zur Mitte meines Lebens. Und die nächsten 30 Jahre gehen dann noch schneller rum als all die bisherige verstrichene Zeit. Und irgendwann ist gar nichts mehr.

** Überhaupt hab ich früher viel häufiger Radio gehört. Ich wurde jeden Morgen mit Scrambled Eggs auf Radio X auf dem Weg zur Schule mit der besten Musik versorgt, die man sich nur vorstellen kann. Und auf dem Weg von meiner akademischen Abiturfeier nach Hause lief dann die WE'LL MEET AGAIN-Coverversion von Johnny Cash. Das war ne geile und traurige Zeit.

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