Sonntag, 17. Mai 2009

The Variable - Lost S05E14









Oh Shit.
Naja. Damit rechnet aber auch wirklich niemand. Beziehungsweise doch, wenn man weiß, dass es schon einmal passiert ist. Aber niemand der beiden wusste zu dem Zeipunkt ihres Lebens, an denen sie sich hier begegnen, dass es passieren würde.


Es gibt zwei entscheidende Elemente in dieser Folge 1.) erklärt Faraday, dass Jack und Co nicht da sind wo sie sein sollten und wartet mit einer neuen Theorie (wo hat er diese Erleuchtung bekommen. Im Dharma-U-Boot?) auf, die besagt, dass man den Verlauf der Dinge zwar nicht durch kleine Veränderungen aber sehr wohl durch große Einschnitte (wie etwa der Explosion einer Wasserstoffbombe...äh....jaa...) verändern kann. 2.) Radzinsky knallt total durch, was viel Ballerei und Bayschen Mayhem in Dharmaville verursacht.

Punkt 1 hat viele Lost-Zuschauer augenscheinlich etwas frustriert. Zuerst erzählt Faraday etwas von der Zeit als viele parallel verlaufende Straßen und behauptet, dass man nichts verändern kann. Ein paar Folgen später spricht er davon, dass das Gegenteil wahr ist bzw. wahr sein kann.

Ich habe daran allerdings nichts auszusetzen. In der philosophischen Dimension würde der "Keine Veränderungen"-Satz einen Determinismus bedeuten, mit dem ich mich in seiner letzten Konsequenz nicht wirklich anfreunden könnte. Nicht nur in meinem eigenen Leben sondern vor allem in der Show. Was hat die Geschichte, die hier erzählt wird und der Kampf der Charaktere um Glück, Hoffnung, Anstand und Moral noch für einen Sinn, wenn der Aspekt der Selbstbestimmung vollständig flöten geht.

Außerdem war es dringend nötig sowohl Jack, Hurley, Miles, Jin und Kate (die allerdings im Auffinden von Claire ihre kleine Bedeutung in dieser Reise sieht) eine Aufgabe zu verpassen. Das dramaturgische Problem an der Rückkehr der Oceanic 6 zur Insel war, dass niemand so recht wusste, was sie eigentlich dort zu suchen hatten. Vielmehr haben sie sich durch manipulatives Schicksalsgeschwätz sowie einer Prise schlechtem Gewissen wegen der zurückgelassenen Freunde zur Rückkehr überreden lassen.

Wobei Jack zugegebenermaßen durchaus längere Zeit lang den Drang verspürte zurück zu kehren. (Um so seltsamer, dass er jetzt alles rückgängig machen will. Oder ist es ein Zeichen seiner Veränderung und seinem zunehmenden Glauben an die Insel ? )
Dazu kommt, dass die Freunde, die die Oceanic Six eigentlich retten wollten, sich inzwischen gut im Dharmadorf der 70er eingelebt haben.

Letztendlich war ich glaube ich ziemlich froh, das Jack durch Faraday endlich eine Mission bekam.
Faraday hat vor, durch die Explosion der Wasserstoffbombe, die vermutlich durch das Freischaufeln des Magnetfelds verursachte Energie, die später einmal -so vermutet er- zum Flugzeugabsturz des Lost Casts führen wird, zu übertrumpfen (Häh? Was?). Der Hintergedanke: Das Flugzeug wäre nie abgestürzt, Kate hätte Jack nie kennen gelernt, Juliet hätte wohl noch längere Zeit mit Ben im Dharmadorf der Anderen klar kommen müssen, Claire wäre nicht gestorben, Charlie wäre nicht gestorben, Shannon und Bone wären noch am Leben, Locke würde immer noch im Rollstuhl sitzen, Kate wohl im Gefängnis, und was wäre mit Desmond und Penny?? ... Schlicht und ergreifend ist dies eines der (in der normalen Welt) sinnlosen aber verführerischen "Was wäre wenn"-Szenarien, die man desöfteren mal in Gedanken durchspielt und uns zu der Erkenntnis zu drängen scheint, dass das Leben eine Verkettung von Zufällen ist.

Letztlich ist die Frage nach der Veränderung der Zukunft bzw. Gegenwart bzw. Vergangenheit in Losts fünfter Staffel eine offensichtliche Metapher für die Frage nach Selbstbestimmung, Schicksal und Zufall in unserem eigenen Leben. Und da kommt Daniels plötzliche Erkenntnis, dass Variabeln oder wie er näher darlegt, wir Menschen, mit unseren Emotionen und negativen sowie positiven Kräften manchmal dem Verlauf der Dinge dazwischen funken, nicht sonderlich überraschend.

Aber was wäre, wenn Faraday falsch liegt? Wenn die Wasserstoffbombe genau das ist, was später den Absturz verursachen wird?

Familie Hawking (Warum heißt Faraday nicht Daniel Widmore oder Daniel Hawking?)

Der zweite Erzählstrang dieser Folge besteht aus den kurzen Flashbacks in Daniel Faradays Leben, in dem vor allem seine Übermutter Eloise Hawking eine große Rolle spielt. Wie sie ihm als kleinen Jungen mit Lost-üblichem Pathos sein Schicksal vorzeichnet ist natürlich ein wichtiger Bestandtiel der story, aber das Ganze hätte ruhig entweder selbstironischer dargestellt oder mit Fakten präsentiert werden, die Hawkings Determinismus und ihre offensichtliche Kenntnis der Zukunft ein bisschen mehr ins Spiel bringen. So wirkt die Szene, in dem sie ihrem Sohn den Klavierunterricht untersagt "weil es sein Schicksal ist ein großer Wissenschaftler zu werden" etwas dumm und fahl.

Als wir Eloise Hawking vor mehreren Staffeln zum ersten Mal bei Lost sahen trug sie noch keinen Namen und mein Gefühl sagte mir, dass das auch so bleiben würde. Wahrscheinlich weil man es gewohnt ist, dass ausgesprochen mysteriöse Figuren dieser Art in Fernsehserien oft nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen als die paar Minuten in denen sie mysteriöses Zeug von sich geben. Alles, was darüber hinaus ginge, hieße nämlich, dass sich die Autoren tatsächlich ausdenken müssten, warum die Person diese mysteriöse Zeug von sich gibt.

Und genau das ist glücklicherweise bei Lost geschehen. Inzwischen kann man sich relativ schlüssig ausmalen, wie es zu Eloise's Erscheinen in Desmonds Leben kam und warum sie ihm dazwischen funken wollte. Und erst in dieser Sekunde wird mir klar, dass sie ja, durch ihre einstige sexuelle Beziehung mit Widmore durchaus auch eine besondere Beziehung zu Desmond aber auch vor allem Penelope hat.

Die Insel

In dieser Folge wurde ein wichtiger Aspekt der Insel sehr deutlich: Die Insel ist genauso ein Symbol der Befähigung und Bemächtigung, ähnlich wie Tolkiens Ring, wie ein Symbol für das Unerklärliche und Übernatürliche. Die magnetische Ressource der Insel ist eine Quelle größter Macht, in dem was diese Energie mit Menschen, Raum und Zeit bewerkstelligen kann. Chang und Radzinsky repräsentieren die beiden Positionen zu dieser Macht. Radzinsky will weiter in das Energy Pocket hinein graben und seinen Turm zu Dharmaville immer höher schrauben. Chang argumentiert gegen die Ausbeutung und letztlich gegen die potentielle Ausnutzung der magnetischen Energie.


Final Verdict: Klasse Folge mit großartigem aber nicht ganz schmerzfreiem Ende. Natürlich gehe ich davon aus, dass man Faraday mal wieder sieht.

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