Samstag, 13. November 2010

Gestern (Bella)

War das der traurigste BELLA BLOCK aller Zeiten heute Abend? Oder waren es die traurigsten 90 Minuten des ZDF?
Das Drehbuch von Susanne Schneider spielte gerissen und irgendwie niederträchtig mit meinem Mitgefühl für und dem Misstrauen gegenüber dem Tatverdächtigen, den Bella Block in Schweden intim observiert.

Vielleicht war es auch einfach nur niederträchtig Rolf Lassgard in der Rolle des Schweden zu casten, der verdächtig wird seine Frau vor einigen Jahren umgebracht zu haben. Wer nicht mit Andersson verzweifelte als er die Bilder seiner Frau von seinem Glaskastenbüro entfernte, hat wahrscheinlich kein Herz. (Oder ist kein Plotlegastheniker wie ich und hatte die Geschichte bereits durchschaut.) Das Weiche und die Menschlichkeit in Anderssons Gesicht, seinen Blicken und wenn er Bella eine Blüte aus dem Haar pflückte waren Momente, die mich auf den Pfad der Gutgläubigkeit leiteten.

Hannelore Hogers Spiel war faszinierend, überraschend und ging unter die Haut. Das ist zwar immer so wenn Hoger Bella Block spielt aber es ist immer wieder neu unterhaltsam.

(Achtung, Spoiler)

Mich nervt in (deutschen Fernseh-) Krimis wie oft die Missbrauchsgeschichte eines Täters und seine frühere Opfer-Existenz fast schon faul als Tatmotiv in Drehbüchern eingesetzt wird, weil dem Autor gerade nichts besseres eingefallen ist. Die Tatsache, dass Gewalt oft zu mehr Gewalt führt und eine eigene Missbrauchsgeschichte desöfteren in einem gestörten Umgang mit Sexualität mündet ist unumgänglich. Von einer Geschichte verlange ich jedoch, dass solche psychologischen Fakten klug verpackt und fantasievoll erzählt werden. Möchte man tatsächlich eine pessimistische Geschichte über den nicht durchbrechbaren Kreislauf von Gewalt erzählen? Oder war das gerade die beste Möglichkeit einen Täter mit Motiv zu skizzieren?

Anderssons Erfahrungen und seine Gewalttätigkeit schienen allerdings in all ihrer Schrecklichkeit und Traurigkeit erzählerisch plausibel und hatte eine dramatische und emotionale Tiefe. Außerdem wurde der Spannungsbogen um die Schuld des Verdächtigen sehr gekonnt bis zum Schluss aufrecht erhalten.
 Der Film schaffte es mit einer überzeugend vielschichten Performance Larssgards und  vielen Szenen in denen wir ihn beobachten und uns über ihn wundern durften eine Ambivalenz und Spannung zu generieren, die den Abgrund dieser Figur immer wieder aufblitzen lässt aber nie vorweg nimmt. Das war ziemlich kunstvoll und unterhaltsam.

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