Sonntag, 4. Oktober 2009

Sonntag Abend

Das ist nach der Zeitungskritik und dem Interview im Radio schon das dritte Mal, dass ich heute mit Frank Schätzing konfrontiert werde. Ich verdrehte gerade die Augen als mir auffiel, dass Dennis Scheck ihm in Druckfrisch -wie gewohnt vor visuell beeindruckender Kulisse- doch noch einige interessante Details entlockte. Wenn ich Schätzing in den nächsten fünf Stunden allerdings nochmal irgendwo begegne kauf ich mir das Buch entweder wirklich (obwohl ich noch 1 Millionen Seiten unendlichen Spaß vor mir habe) oder ich werde nie mehr auch nur zwei Cent für ein Produkt aus dem Hause Schätzing ausgeben. (In dem Interview im Radio habe ich gelernt, dass Schätzing in seinem Lieblingslokal, wenn er konzentriert arbeitet, eher etwas herkömmliches, genauer gesagt Flammkuchen mit Feldsalat verspeist. Aha. Es gibt Dinge, die ich nicht einmal über meine größten Schwärme wissen muss.)

Ich habe in der Tat noch nie ein Buch von F.S. gelesen. Aber ich mochte es, als er bei Zimmer Frei "Space Oddity" von Bowie spielte. Und ich finde es sympathisch, dass er die Leser seiner Bücher ganz offensichtlich unterhalten will. Zumindest ist das mein Eindruck. Solche unverblümte Unterhaltungslust gibt es in Deutschland (Ja. Ich bin irgendwie total besessen von dieser ganzen Sache mit nationalen Identitäten und so. Das ist wie mit Hochzeiten. Ich tu so als wollte ich im Moment nichts davon wissen aber denke jeden Tag über den genauen uhrzeitlichen Ablauf der Feierlichkeiten nach.) selten. Aber ich werde jetzt nicht darüber lamentieren und damit das andere Klischee bestärken: Dass wir immer an allem rummeckern und uns selbst nicht mögen. (Oder, dass es so scheiße ist, dass wir immer alles und uns selbst so scheiße finden.)

Wieder zurück zu dem Mangel an Unterhaltungslust. Oder sagen wir mal: Der (vielleicht ja gar nicht so unberechtigten) Angst vor dem unendlichen Spaßtaumel (dem ich mich von tiefem Herzen verbunden fühle. Frage: Was ist cooler? Dieses elitäre hippe Videolokal in Berlin, das irgendwas mit Filmkunst zu tun hat? Oder das Kino in Austin, das vor Leidenschaft und Lust an Film nur so strotzt?*) oder dem Drang sich von der überbordenden Lust an Unterhaltung, die entweder zum Spaßdelirium oder auch zur totalen Inhaltsleere neigt, distanzieren zu wollen.

Scheibenwischer durfte ja anscheinend nicht mehr so heißen. Jetzt läuft es also unter dem Namen "Satire Gipfel" weiter. Dieser Name ist nicht nur gnadenlos elitär. Sondern auch peinlich unlustig, unironisch und langweilig. (Barrie Kosky hatte da letztens eine interessante Theorie.)

Um nochmal auf Dennis Schecks Druckfrisch (der Schauplatz des Schätzinginterviews) zurückzukommen. Das ist einfach eine gute Sendung. Manchmal frage ich mich zwar ob man Dennis Scheck wirklich zu den exotischsten Lokalitäten fahren/fliegen muss um interessante Autoren zu interviewen. Aber das Ganze ist sehr informativ und ...unterhaltsam. Ich mag Schecks Perspektiven und bemitleide ihn dafür, dass er gezwungen ist alle Twilightbücher (und Schlimmeres) zu lesen. Der arme Mann.

Apropos Twilight. Ich bin nicht die Erste die das bemerkt. Aber: Der "Twilight: New Moon" Soundtrack ist voller unglaublich (und dieses Wort benutze ich sehr selten so wie man es eigentlich benutzen sollte.) guter Musik. Bon Iver. Grizzly Bear. Muse. Lykke Li. Death Cab For Cutie. Thom Yorke. Sea Wolf. (Und war nicht beim letzten Film ein Lied von Iron and Wine mit dabei?) Man kann sich darüber streiten welche Musik tatsächlich gut ist. Aber ich denke, dass man sich nicht darüber streiten muss, dass die Musik dieser Menschen alles was Stephanie Meyer bisher kreiert hat in vielerlei Hinsicht um Universen übersteigt. Und ich finde es klasse, dass alle Teenies und 45 jährigen Frauen, die sich den Film angucken werden und denen die Musik eventuell auffallen wird, vielleicht das ein oder andere Lied oder den ein oder anderen Künstler lieb gewinnen.

On a completely unrelated note: Nathan Fillion. Und Craig Ferguson:









*Antwort: Natürlich das Alamo Drafthouse in Austin! Ich wollte schon sehr oft darüber mal was posten. Und die Gelegenheiten sind auch recht zahlreich. Ob geilomatistische Filmfestivals mit Boxkämpfen, kreative Filmveranstaltungen, Butt-numb-a-thon, leckeres Essen, abgefahrene Poster und Shirts.... es scheint dort alles zu geben, was das Herz und die Seele des Filmfans begehrt.

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