Donnerstag, 16. August 2012

"Castells, lebende Türme"








http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/inhalt/film-und-serie/castells-lebende-tuerme100.html

Dieser Film zog mich gestern Abend in seinen Bann. "Castells, lebende Türme" dokumentiert mit spannender Intensität und verzichtend auf Kommentare und Erklärungen den Brauch des menschlichen Turmbaus in Katalonien. Die Tradition lässt sich als eine Mischung aus Fußballobsession und Oberammergauer Passionsspielen beschreiben und wird in dem portraitierten katalonischen Dorf mit eben solcher Leidenschaft betrieben. Einer der schockierendsten Sätze, geäußert von einer jungen Frau bei einer Vereinssitzung: "Ich habe zur ihr gesagt: Du bist hässlich, wenn du nicht auf den Turm kletterst. Man muss Druck aufbauen." Die Person, auf die Druck aufgebaut werden muss ist ein kleines fünfjähriges Mädchen, das nicht auf die Spitze eines sieben bis acht Meter hohen Turms aus Menschen klettern möchte, weil es einen vorherigen Sturz nicht verkraftet hat. Die Tigermutti wäre sicherlich stolz auf die Vereinsvorsitzenden!

Gereon Wetzel zeichnet in seinem Film nicht bloß das Porträt eines alten aber lebendigen Brauchtums. Die Spannung der Dokumentation rührt ganz von der Nähe zu den Konflikten, die in der Gruppe der Turmbauer und inmitten der Familien ausgetragen werden. Häufig musste ich bei den Streitigkeiten in der Gruppe an ähnliche Szenen denken, die ich so schon in diversen Gruppen miterlebt habe. So exotisch und aufregend manche Situationen im Film auch erscheinen, es ist die Dynamik innerhalb der Gruppe, sind die Szenen voller Stolz, Arroganz, Umsicht und Rechthaberei, die für mich am spannendsten waren und so etwas wie universale menschliche Wahrheiten transportierten.

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